Donnerstag, 12. Juni 2014

Epilog



Die bittersten Tränen die wir an Gräbern vergießen, vergießen wir wegen ungesagter Worte und Taten, die nicht vollbracht wurden.

Zwei Wochen später..

Imogene stand am Grab ihrer Schwester und weinte leise, während sie eine weisse Rose in ihren Händen drehte. Der weisse Marmorgrabstein ragte über dem frisch verschütteten Erdhaufen auf. Sie hatte die letzten vierzehn Tage kaum etwas anderes getan, als Tränen zu vergießen. Es hatte sich so viel verändert.
Narcissa hatte ihr erklärt, dass sie nicht ihre Großmutter, sondern ihre Mutter war und sie Draco und Astoria überlassen hätte, um sie genau vor dem zu schützen, was letztendlich doch passiert war. Es fühlte sich fremd an, wahrhaftig. Und auch wenn das hieß, dass Aranea somit nicht ihre Zwillingsschwester gewesen war, für sie würde sich das nie ändern. Sie war so aufgewachsen mit ihr und sie liebte und vermisste sie.
Voldemort hatte nicht aufgehalten werden können. Ihnen stand ein dunkles Zeitalter bevor, voller Kriege und Verluste. Doch sie war bereit zu kämpfen.
“Bist du bereit, dich zu verabschieden?”, erklang Albus’ Stimme leise neben ihrem Ohr und seine warme Hand ergriff ihre freie. Imogene drehte die Rose noch einmal in ihrer Hand, ging in die Hocke und legte die Blume auf der Erde ab, ehe sie sich wieder aufrichtete.
“Man ist nie bereit, sich von seiner zweiten Hälfte zu verabschieden”, erwiderte sie schließlich auf seine Frage, “auch wenn alles nur eine Lüge war. Sie war und ist meine Schwester.” Albus nickte, er verstand gut was sie meinte.
“Aranea passt sicher weiterhin auf dich auf und hält da oben alle auf Trab”, meinte der Potter mit einem leichten Lächeln, “zusammen mit Fred.” Die Begräbnisse waren nacheinander abgelaufen und ohne Zwischenfälle. Sie waren schön gewesen, sofern man das von Beerdigungen sagen konnte. Das Wichtigste war, sie hatten ihren Frieden gefunden.
“Ab jetzt wird nichts mehr so sein wie zuvor, oder?”, fragte sie in der Stille und strich sich über die Augen, um die letzten Tränenspuren zu entfernen. Dabei sah sie auf ihre Hand hinab, die mit der von Albus verschränkt war. Der Schwarzhaarige gab ihr einen Kuss auf die Stirn und seufzte: “Ich befürchte nicht. Aber jeder Krieg hat ein Ende und wir werden dafür kämpfen, dass er zu unseren Gunsten ausgeht. Ich werde nicht von deiner Seite weichen.”
Imogene musste trotz der Umstände lächeln. Ihre Maske war ein für alle Mal gefallen. Sie war an der Seite des Jungen, den sie liebte, sie war sie selbst und es war für alle in Ordnung.


Man sagt, die Zeit heile alle Wunden. Dem stimme ich nicht zu. Die Wunden bleiben, mit der Zeit schützt die Seele den gesunden Verstand und bedeckt ihn mit Narbengewebe und der Schmerz lässt nach, aber er verschwindet nie.

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Damit ist die Geschichte um Albus und Imogene abgeschlossen. Es gibt mit Sicherheit einige Unklarheiten und offene Fragen, die ich aber zur Eigeninterpretation offen lasse. Ich danke allen, die meine FF gelesen habe, danke jedem Kommentar und Favoriten. Es hat mir trotz der oft langen Pausen viel Spaß gemacht, diese FF zu schreiben und wer weiß...vielleicht kommt irgendwann eine Fortsetzung dazu. Macht's gut!

Kapitel 17 - What hurts the most



Das Sterben ist bitter, doch der Gedanke sterben zu müssen, ohne gelebt zu haben, ist unerträglich.


Ein tobender Kampf hatte den weissen Schnee rot getränkt, überall sah man Spuren, Einbuchtungen und selbst die Bäume ringsum waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Gruppe von Widerstandskämpfern war arg mitgenommen, doch sie lebten alle und sie standen noch.
Lily und Imogene hatten immer wieder versucht, zu Albus durchzudringen, doch dieser schien im Moment ganz und gar von Voldemort verdrängt worden zu sein. Die Rothaarige hatte mehrere Blessuren, eine aufgeplatzte Lippe und zerfetzte Klamotten. So sahen alle ungefähr aus. Fred hatte einen gebrochenen Arm davongetragen, als er Aranea vor einem Angriff geschützt hatte. Auch Narcissa und Andromeda hatten so einiges mitbekommen und der Kreis ihrer Gruppe war geschrumpft. Mitten im Kampf hatte Miranda entschlossen, doch lieber auf der anderen Seite stehen zu wollen und machte ihnen nun zusätzlich das Leben schwer.
Bisher war noch kein Todesfluch gefallen, aber eine bittere Erkenntnis wurde immer klarer. Eine der beiden Seiten musste es tun, sonst würde der Kampf endlos sein. Oder zumindest so lange gehen, bis alle ihr Leben gelassen hatten.
“Wir können nicht nichts tun”, sagte Aranea leise und klammerte sich an Fred, den Blick hoch in seine braunen Augen gerichtet, “wenn wir nicht zuerst angreifen, werden wir alle sterben!”
“Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht”, sagte er leise und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, “aber ich kann auch meinen Cousin nicht töten, bitte versteh das doch.”
Der kurze Moment der Zweisamkeit wurde zerstört, als ein Fluch am Baum neben ihnen abprallte. Fred drückte die Blonde nach unten, damit sie auch ja verschont wurde und schleuderte einen Fluch seinerseits los, ehe er Aranea kurz küsste: “Ich lasse es nicht zu!” Und damit stürzte er wieder zurück in den Kampf. Regungslos starrte die Malfoy ins Geschehen. Das hier war doch sinnlos. Wenn sie ihn nicht vernichteten, würde es kein Ende nehmen. Aber sie verstand auch Fred.
“Selbst ohne Körper ist er mächtiger als vor fünfundzwanzig Jahren!”, rief Narcissa wütend aus, sie verstand es nicht. Es ergab einfach keinen Sinn. Lag es daran, dass Albus so jung war? Ihr Blick wanderte zum Himmel, der Blaue Mond hing in voller Größe über ihnen und hüllte auch die Umgebung in sein bläuliches Licht. Vielleicht übte der Mond schon jetzt seine Macht aus, aber wieso nicht auch auf ihre Seite? Sie sprach einen weiteren Schutzzauber aus, welche mittlerweile beinahe wirkungslos geworden waren. Aber für ein wenig Sicherheit sorgten sie noch und das wollte sie nutzen.
Bellatrix hielt sich aus dem Geschehen raus, zumindest noch. Sie nutzte den Mond aus, der ihrer körperlosen Form nun langsam einen Corpus gab, sie spürte ihre Kräfte wachsen und je stofflicher sie wurde, desto lauter wurde das Lachen, das aus ihrer Brust stieg.
“Wir haben keine Chance”, keuchte Rose und rappelte sich vom Boden aus. Ihr letzter Zauber war nach hinten losgegangen und hatte sie von den Füßen gerissen. Nate half der Weasley hoch, die Stirn in Falten gelegt: “Es sieht wahrlich so aus, als wären wir unterlegen. Doch wir haben keine andere Wahl als zu kämpfen. Geben wir auf, erliegen wir dem Tode.”
“Ich weiß”, erwiderte die Rothaarige knapp und besah sich kurz das Kampffeld. Ihre Seite hatte Voldemort und Miranda zwar umrundet, dennoch schienen sie unantastbar zu sein. Es war frustrierend und es schien so, als würden sie lediglich ihre Energie verschwenden, ohne auch nur die kleinste Auswirkung zu erzielen. Dennoch nahm sie den Kampf ebenso wieder auf, wie Nate es tat.
“Du musst schon still halten, Lily”, sagte Imogene geduldig zu ihrer Freundin, die unruhig herumzappelte und am liebsten sofort wieder losstürzen wollte. Doch die Malfoy bestand darauf, zuerst ihre Verletzung notdürftig zu verbinden, die sie sich eben zugezogen hatte. Ein etwa zauberstablanger Schnitt zog sich über den Arm der Rothaarigen.
“Ich spüre das doch gar nicht”, entgegnete die Potter und behielt das Schlachtfeld im Blick, es war ihr immer noch zutiefst zuwider, den Zauberstab gegen ihren Bruder zu erheben. Doch sie hatte begriffen, dass es nicht anders ging und möglicherweise..konnte sie ihn doch noch retten. Sie musste nur vermeiden zu sterben, bis Albus’ Körper wieder freigegeben war.
“Bist du immer noch in Albus verliebt?”, fragte Lily dann unvermittelt und Imogene lächelte darüber. Die Hufflepuff hatte das Talent, immer in den unpassendsten Situationen so ein Zeug zu fragen.
“Es verging kein Tag, an dem ich es nicht war”, antwortete sie ohne verlegen zu werden und nahm die Hände vom provisorischen Verband, “ich bin sicher, wir können ihn irgendwie befreien.” Sie erhob sich und zog Lily mit sich auf die Beine, ehe sie sich wieder ins Geschehen stürzten.
Scorpius und Adrian standen Kopf an Kopf, die Zauberstäbe erhoben, direkt Albus gegenüber. Oder eher gesagt Voldemort. Synchron schossen sie einen Sprengzauber los, der den Boden unter dem Ravenclaw wegsprengte und ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Sodann pfefferte Scorpius einen Fesselzauber hinterher und beförderte den Körper an den nächsten Baum. Einen Augenblick lang herrschte fassungslose Stille auf dem gesamten Hügel. Aranea wagte sich schon fast an Freude heran, doch diese war nur von kurzer Dauer. Ein Strahl aus schwarzem Nebel kam aus dem Jungen hervor und sammelte sich unter dem Mond. Voldemorts Essenz. Abermals versuchten alle mit ihren Zaubern die Neuentstehung zu verhindern, doch Miranda war ihnen ein Fels im Weg und auch so schien es fast wirkungslos zu sein.


Imogene stürzte auf Albus zu, der jetzt den Baumstamm herunter sank: “Al? Albus? Mach die Augen auf, komm schon. Bitte!” Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und stellte erleichtert fest, dass er atmete. Das war ein gutes Zeichen. Sofern hier irgendetwas gut sein konnte.
“Es tut mir so unsagbar leid, dass ich dich mit reingezogen habe, Albus”, flüsterte sie leise, “es ist alles meine Schuld.” Sie wusste nicht, warum sie sich die Schuld an dem ganzen hier gab, aber sie fühlte sich schuldig. Sehr sogar. Als wäre sie es höchstpersönlich gewesen, die alles in die Wege geleitet hatte und in gewisser Weise stimmte es ja auch; es war sie gewesen unter der Kontrolle ihrer eigenen Tante. Wie verkorkst war das denn?
“Gene..bist das du?”, hörte sie seine Stimme plötzlich, leise aber sie hörte es. In diesem Moment rückten die anderen Geschehnisse für sie in weite Ferne und ein Stein in der Größe des Mount Everest fiel ihr vom Herzen.
“Ja..ja, ich bin es und nur ich”, versicherte die Malfoy ihm rasch und strich ihm mit einem missratenen Lächeln den Hemdkragen glatt, “ich bin so froh, dass es dir gut geht.” Tränen tropften auf den weissen Stoff. Trotz der ganzen Situation musste der Pottersprössling lächeln und zog die Blonde an sich: “Wein doch nicht, kleine Lady. Ist doch nochmal gut gegangen.”
Imogene errötete bis in die Haarspitzen, einerseits vor Verlegenheit, andererseits weil sie ihm noch nie so nahe wie jetzt gewesen war. Und zu gerne hätte sie diesen Moment noch etwas länger ausgekostet, doch ihnen fehlte die Zeit und das wusste sie auch. Sie löste sich von Albus und wischte sich über die Augen, dann lächelte sie: “Ja, ist es. Aber es ist noch nicht vorbei. Das wahre Übel fängt erst noch an.”
Sie hielt ihm ihre Hand hin, um ihm auf die Beine zu helfen, eine Sekunde später hörte sie nur den Ausruf eines Todesfluchs. Rasch wandte sie sich um und dann sah sie nur noch einen blonden Haarschopf vor sich, der getroffen zu Boden ging. Eine Sekunde lang stand alles still, eine Sekunde lang realisierte sie es nicht. Und dann tat sie es doch. Ein Schrei, laut und voller Qual zerriss die Stille: “ARANEA! ARANEA!” Sie riss sich aus Albus’ Griff los und stürzte auf den leblosen Körper zu, immer wieder ihren Namen schreiend. Sie durfte nicht tot sein! Nicht sie!
“Du darfst mich nicht verlassen, Nea”, wimmerte sie und drückte sie an sich, “du hast es mir versprochen! Du hast mir versprochen für immer bei mir zu bleiben!” Andromeda erreichte die beiden Mädchen mit unbeweglicher Miene beugte sie sich nach unten.
“Imogene, du musst aus dem Schussfeld”, sagte sie ernst und versuchte das Mädchen hochzuziehen, doch die Malfoy klammerte sich fest an den Leichnahm ihrer Schwester und sträubte sich gegen den Griff. Hinter ihnen ging der erbitterte Kampf weiter, als wäre nichts geschehen und auch Albus hatte sich unter die Kämpfer gemischt.

Scorpius war nicht entgangen, was passiert war, ebenso wenig wie es Fred entgangen war. Beide Jungs gingen mit der Wut und dem Zorn eines Berserkers auf die Fletcher los, die den Todesfluch zu verantworten hatte. Nacheinander schossen sie Flüche auf sie ab und schließlich wurde sie auch von einem getroffen, woraufhin ihr Körper leblos zu Boden sackte.
Zeit für Triumph war nicht viel, denn Bellatrix und Voldemort hatten ihre feste Gestalt jetzt erreicht und gingen ziellos auf die Gruppe los. Wen sie gerade erwischen könnten, erwählten sie als das nächste Opfer, doch es gelang ihnen nicht, sie zu treffen.
Ein weiterer Todesfluch zielte auf Imogene und Andromeda ab, dieses Mal war Narcissa schneller und ließ ihn an einem Schutzzauber abprallen: “Nicht meine Tochter! Andra, bring sie weg!” Ohne zu gucken, ob ihre Schwester ihrer Anweisung nachkam, schickte sie den nächsten Fluch nach. Dieser Kampf schien auswegslos zu sein. Wirklich auswegslos.

Am Ende sind es nicht die Jahre im Leben die zählen, es ist das Leben in den Jahren.



Andromeda packte die Schulter der starren Malfoy, Imogene war fast so regungslos wie der Körper ihrer toten Schwester in ihren Armen, die sie immer noch nicht lösen wollte. Es brach ihr das Herz. Nicht nur, Aranea verloren zu haben, sondern auch der Verlust Imogenes. Ohne noch einen Blick auf das Kampffeld zu richten, disapparierte sie mit den Mädchen zum Eingang von Hogwarts. Zu dem Zeitpunkt rührte sich Imogene wieder, blickte mit einem verklärten Ausdruck in ihren Augen zum Turm hoch und flüsterte leise: “Sieh mal, Schwesterherz. Wir sind wieder in Hogwarts. Sie werden dich wieder aufpeppen.” Sie wollte nicht einmal annehmen, das man nichts mehr für ihre Schwester tun könnte, niemals. Ihr Unterbewusstsein wusste zwar schon seit dem Moment, als sie sie fallen hatte sehen, dass man ihr nicht mehr helfen konnte, aber sie wollte es einfach nicht wahrhaben. Auch als Andra sie dazu anhielt, nach oben in den Krankenflügel zu gehen, trug sie Aranea stur selbst, wenn es auch nicht einfach war. Immerhin war Nea fast zehn Zentimeter größer als sie. Doch niemand könnte sie davon abbringen und so wanderte der kleine Trauerzug still und leise hoch zum Krankenflügel. Das Schloss schien wie ausgestorben zu sein, als wäre es sich darüber im Klaren, dass es jemanden zu betrauern gab. Im Krankenflügel angekommen, flehte Imogene die Heilerin noch eine ganze Weile an, doch bitte etwas zu tun, um Aranea zu helfen, SIE KONNTE DOCH NICHT EINFACH ZUSEHEN UND SIE STERBEN LASSEN, sie schnappte sich die Tränke selbst und las ihre Bezeichnungen durch, wenn DAS PERSONAL SO UNFÄHIG WAR und nichts tat. Andra und die Heilerin ließen sie stillschweigend gewähren, bis Imogene selbst merkte, dass nichts und niemand ihr Aranea zurück bringen konnte. Ab diesem Zeitpunkt saß sie wie zur Säule erstarrt auf einem Bett im Krankenflügel und viel in einen katatonischen Stupor.


Kopflos stürzte Fred ein weiteres Mal auf die Schwarzmagier zu, schrie aus Leibeskräften: “CRUCIO!” Einen Moment lang hatte es tatsächlich den Anschein, als würde er mit dem Fluch etwas ausrichten kann, doch das war nur von kurzer Dauer. Bellatrix schüttelte den Fluch so leicht ab, als wäre es ein Tuch aus Seide und lachte ihr irres Lachen.
“Avada Kedavra!”, kam es aus ihrer Richtung. Fred war zu langsam um auszuweichen. Das nächste Opfer fiel. Lautlos und ohne das Anzeichen einer Verletzung fiel der Körper zu Boden.
Narcissa besah sich das Ausmaß des Kampfes, ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Ihre Enkelin war gestorben. Fred Weasley war gestorben. Und auch Adrian Zabini hatte nicht überlebt. Es hatte noch kein Krieg begonnen und doch gab es schon zu viele Opfer zu beklagen. Jeder einzelne von ihnen war zu viel.
Schließlich rief sie die übrig gebliebenen zu sich: “Es reicht. Wir können nichts ausrichten. Wir gehen zurück, es gab genug Opfer.” Lily und Rose waren blass wie die Wand und ihre Gesichter waren nass von Tränen. Auch Al und Scorp waren weiss und sahen aus, als würden sie sich jeden Moment übergeben. Nathaneal wirkte noch am meisten gefasst: “Wenn wir jetzt gehen, dann besteht keine Möglichkeit mehr, es aufzuhalten.”
“Die Möglichkeit besteht auch jetzt nicht mehr. Zurück zur Schule”, ordnete sie an. Fünf Schüler versammelten sich rasch um die Malfoy, die Jungs trugen Fred und Adrian auf ihren Rücken. In einem Moment der Unachtsamkeit disapparierte Narcissa mit ihnen und kam am Tor von Hogwarts wieder an. Das Schloss und seine Umgebung schien all seine Farben verloren zu haben.

Was wir für uns selbst tun stirbt mit uns. Was wir für andere tun und für die Welt ist und bleibt unsterblich.

Kapitel 16 - Courage

Der Rauch machte es schier unmöglich auch nur die kleinste Kleinigkeit zu erkennen und doch starrten Scorpius, Aranea und Fred wie gebannt auf die Stelle vor ihnen. Hatte es funktioniert? Scorpius fände es ziemlich überraschend, wenn dem so wäre. Hatten sie hier wirklich denjenigen vor sich, für den er sich ausgab, dann..hatten sie ein mächtiges Problem und waren eigentlich machtlos. Dennoch, ein Versuch konnte nie schaden. Der Rauch verschwand und zeigte...nichts. Die Fläche vor ihnen war leer.
“Er ist entkommen”, stellte Fred mit düsterer Miene fest und Scorp schlug frustriert mit der Faust gegen die Wand. Sie waren so nahe am Ziel gewesen und jetzt sollte alles umsonst sein? Das wollte er so nicht hinnehmen.
“Du gehst mit Aranea zurück zum Schluss”, wandte er sich an den Weasley und hörte gar nicht erst auf den Protest seiner Schwester, “ich werde nach Imogene suchen.”
“Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Du kannst alleine nichts ausrichten”, erwiderte der Hufflepuff frei heraus. Die Beiden waren zwar nicht grade Freunde, aber er würde den Teufel tun und den Bruder seiner Freundin ins offene Messer laufen lassen. Das würde sie ihm nie verzeihen, wenn ihm dann etwas zustöße.
Schritte näherten sich, im ersten Moment erhoben alle drei den Zauberstab, doch es waren leichte Schritte und mehr als einer. Keine fünf Sekunden später kamen zwei rote Haarschöpfe um die Ecke gebogen. Rose und Lily.
“Was ist geschehen? Wir haben nur einen lauten Knall gehört und-”, kam es über Roses Lippen, doch sie stoppte sich selbst, als sie feststellte, dass hier außer ihren Freunden niemand war. Hatten sie es sich am Ende nur eingebildet? Lily ließ die Hand ihrer älteren Cousine los und sah sich in dem Raum um, ratlos ob dieser Leere. Das war doch komisch.
“Er ist entkommen”, meinte Scorpius bitter und ließ seinen Zauberstab sinken, Aranea tat es ihm gleich, den Blick immer noch auf die Stelle gerichtet, voller Ungläubigkeit. Verdammt, sie hätten nicht angreifen sollen, jetzt waren sie Imogene wieder ferner als zuvor, da war sie sicher.
“Er? Wer ist er?”, fragte die rothaarige Weasley leise, obgleich sie die Antwort schon ahnte. Wer konnte es sein, außer Albus? Auch Lily schien diesen Gedanken zu haben, sie wurde bleich wie die Wand und Tränen standen in ihren Augen. Das Verschwinden ihrer besten Freundin wurde nur vom Verschwinden ihres großen Bruders überschattet und sie wusste nicht, warum ihr Vater nichts dagegen tat.
“Albus. Zumindest sein Körper”, erklärte Fred, “er wird von Vol..Voldemort gelenkt.” Unwillkürlich zuckten Rose und Aranea zusammen, während Lilys Kopf herum fuhr, voller Entsetzen starrte sie ihren Cousin an.
“Das kann nicht stimmen”, sagte die Rothaarige leise und mit zitternder Stimme, “du lügst, Fred! Du lügst!” Ein Ausruf von Verzweiflung, die leise Hoffnung, dass er sich täuschte. Sie wollte nicht glauben, dass ihr Bruder in den Fängen dieses Monsters war! Ihre Hände schlossen sich um Rosies Arm, klammerte sich an sie, während ihr Kopf versuchte das Entsetzliche zu verarbeiten, das in ihm verankert war.
“Ich wünschte, es wäre so”, flüsterte der Weasley und wechselte einen langen Blick mit Rose, welche nun auch ganz blass geworden war. Auch ihr fiel es schwer zu glauben, was er da sagte. Sie schluckte und schob ihren Zauberstab in die Tasche: “Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als ihn auszutreiben.”
“Es ist der Dunkle Lord und nicht irgendein Dämon aus Muggelgeschichten”, bemerkte Scorpius mit düsterer Miene, “und wir wissen nicht, wo er hin ist.”
Schweigen senkte sich über die Köpfe der ungleichen Gruppe. Das stimmte. Es war nicht nur die Frage, wie man ihn befreien konnte, sondern auch, wo sie ihn ausfindig machten. Roses Blick wanderte durch die Hütte und blieb am Fenster hängen, da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: “Der höchste Punkt. Sie werden sich am Hügel einfinden, wenn der Blaue Mond aufsteigt! Von dort können sie am meisten Macht sammeln!”
“Verdammt, ja! Du hast recht”, stimmte Scorpius ihr zu und war von Euphorie erfüllt, “und wo er ist, wird auch Imogene sein. Wir sollten keine Zeit verlieren!” Die kleine Gruppe setzte sich rasch in Bewegung, um die Hütte hinter sich zu lassen, doch kaum traten sie aus der Tür, stießen sie fast mit einer Person zusammen.
“Grandma”, stieß Aranea verwirrt aus, als sie Narcissa erkannte, “was machst du denn hier?” Cissa zog ihre Enkelkinder kurz in die Arme, versicherte sich, dass es ihnen gut ging: “Ich habe mich auf den Weg gemacht, Imogene zu suchen und hab dann zwei rote Haarschöpfe gesehen. Da dachte ich mir, das können nur ihre Freundinnen sein und ich habe euch beide dann auch hier vermutet. Wo wollt ihr hin?”
Scorpius befreite sich aus der Umarmung und fasste rasch zusammen, was in der Hütte geschehen war. Statt Ungläubigkeit kam von Narcissa nur ein Nicken; sie hatte das schon vermutet, nachdem sie vor kurzem Bellatrix gegenüber gestanden hatte.
“Bellatrix ist diejenige, die Imogene entführt hat”, erklärte sie den Anderen knapp, “wir haben sie gefunden und Gene ist noch am Leben. Wir dürfen jedoch keinesfalls zulassen, dass diese Beiden ihre Pläne umsetzen können!”
Rose und Lily wirkten gleichermaßen schockiert, doch rasch fanden sie ihre Ernsthaftigkeit wieder und folgten den Anderen.

*~*~*~*

Die Sonne versank hinter den Bergen und tauchte den abendlichen Himmel in ein zauberhaftes Farbenspiel. Obgleich der Ort unter einer Schneedecke lag, sah der Himmel aus wie im Sommer, es wurde wärmer. Ein Paradoxon, wenn man bedachte, dass es Winter war. Das könnte aber auch an der versammelten Magie liegen, die diesen sonst Magie freien Ort durcheinander brachte. Letztendlich interessierte es aber niemanden; denn es war niemand da, den es interessieren könnte.
Voldemorts Schritte waren zielstrebig, doch auch etwas schwerfällig. Der junge Potter in ihm hatte seine Lebensgeister wiederentdeckt und wehrte sich mit jedem Schritt dagegen. Jetzt, wo er die Pläne und die Auswirkungen kannte, war er wild entschlossen, ihn irgendwie aufzuhalten. Vor allem um Imogenes Willen, sie war doch so unschuldig und viel zu jung, um in solche Schwierigkeiten zu geraten. Und Al war entschlossen, alles in seiner Macht stehende zu tun, um sie zu retten. Jetzt, wo er sie kannte, wollte er sie nicht verlieren.
Der Dunkle Lord fand diese Denkweise mehr als lächerlich. Lächerlich und vollkommen nutzlos! Gefühle waren nichts weiter als reine Verschwendung, sie standen einem lediglich im Weg.
“Schweig, du kleiner Wurm!”, knurrte er dem Potterbalg zu. Es hatte schon seinen Sinn, dass er ausgerechnet ihn erwählt hatte. Es war eine Art Rache an seinen Bezwinger und ein Spott auf ihn. Hatte Harry Potter etwa wirklich geglaubt, ihn ein für alle Mal vernichtet zu haben? Dass er nicht lachte! Lord Voldemort fand immer einen Weg zurück. Immer. Kein Milchbübchen der Welt konnte daran etwas ändern. Ein Lachen kroch seine Brust empor und zerschnitt die Stille des Abends. Er war voller Erwartung und konnte sein Ziel schon vor Augen sehen. In weniger als einer Stunde ging der Blaue Mond am Himmel auf und würde ihm neue Mächte bescheren.
Er konnte es wahrlich kaum erwarten. Nicht mehr lange und er wurde diesen Körper los. Ohne Probleme erreichte er die Spitze des Hügels, rutschte nicht einmal im Schnee aus. Es war fast so, als würde er den Boden mit seinen Füßen erst gar nicht berühren, sondern wenige Millimeter darüber schweben. Auf dem höchsten Punkt kam der Schwarzhaarige schließlich zum Stehen, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und blickte hoch zum Himmel. Ein leises Rauschen kündigte Bellatrix’ Anwesenheit an.
“Meine treueste Untertanin”, sagte er leise und blickte in die Richtung des Rauschens, “sie haben dir deinen Körper genommen? Es dauert nicht mehr lang, dann ist er ohnehin überflüssig. Wirst du mir weiterhin gute Dienste leisten?”
“Natürlich, Herr! Es gibt keinen Grund, nicht weiterhin bei euch zu bleiben”, antwortete die Lestrange ohne Umschweife und voller Inbrunst. Sie würde fast so mächtig sein wie er selbst, dennoch würde sie ihm nicht von der Seite weichen. Zusammen waren sie stärker. Außerdem gefiel es ihr, dass er ihr nun so viel Beachtung schenkte. Denn noch war sie seine einzige Anhängerin und es war ohnehin fraglich, ob die übrig gebliebenen Todesser wieder zu ihnen zurückkehren würden. Viele von ihnen waren in Askaban gestorben, andere wiederum waren schon relativ alt. Blieb nur abzuwarten.
*~*~*~*
Es sind jene mit denen wir leben und die wir lieben und kennen sollen, die wir übersehen.

“Da vorne sind sie”, stellte Nate fest und beschleunigte seine Schritte. Ihm folgten Adrian Zabini und sogar Miranda Fletcher. Die Abreise der Malfoy Geschwister und des Weasleys waren ihnen nicht verborgen geblieben und sie wollten den Teufel tun und in Hogwarts Däumchen drehen. Sie hatten verschiedene Motive, doch alle das selbe Ziel.
Der Greengrass wollte um jeden Fall seine Verlobte retten. Auch wenn sie sich seit Jahren nicht gesehen hatten, er war gewillt, diese Sache durchzuziehen. Er mochte Imogene seit Jahren.
Adrian Zabini machte sich Sorgen um seinen besten Freund Scorpius, der ja stets zu vorschnellen und gefährlichen Handlungen neigte.
Und Miranda? Sie hatte erkannt, dass ihre Gefühle für den Malfoy über Interesse hinaus gingen, deshalb konnte sie ihn nicht ins Verderben rennen lassen. Ihr Bettenwechsel hatte nur dafür hingehalten, sich selbst zu belügen. Oh und außerdem wollte sie die Wiederauferstehung des Lords nicht verpassen; dieses Ziel hütete sie allerdings wie ein Geheimnis.
Nicht weit von ihnen entfernt erklomm eine kleine Gruppe den Hügel aus Schnee und Eis und selbst aus der Ferne waren die Malfoys zu erkennen, noch auffälliger jedoch hob sich das rote Haar von Rose und Lily ab. Also waren sie definitiv richtig! Es dauerte nicht lange, bis sie die Anderen erreichten.
“Nate, Adrian..Mira?”, fragte Scorpius etwas überrascht und blieb stehen, “was macht ihr denn hier?” Aranea nickte den Dazugekommenen kurz zu, ehe sie ihren Bruder weiterzog. Fred hingegen hielt sie fest, damit sie nicht abrutschte, während Lily, Rose und Narcissa sich gegenseitig stützten und schon fast oben angekommen waren.
“Ich konnte doch meinen besten Freund nicht allein lassen”, gab Adrian zur Antwort und fing an, mit großen Schritten den Hügel hochzulaufen.
“Imogene soll in Sicherheit sein”, fügte Nate mit ernster Miene hinzu und zog ebenfalls an Scorpius vorbei. Miranda blieb kurz vor ihm stehen und schien etwas sagen zu wollen, dann schüttelte sie aber nur den Kopf und setzte ihren Weg fort. Scorpius musste lächeln. Ja, er hatte verdammt nochmal gute Freunde und Imogene ebenfalls. Und langsam begann er zu begreifen, dass es egal war, ob man angepasst war oder nicht. Es würde immer jemanden geben, der einen mit Macken und Kanten akzeptierte oder gar mochte. Mit dieser Erkenntnis setzte auch der Malfoy seinen Weg fort und reihte sich schließlich neben seiner Großmutter und Aranea ein. Sie waren zu neunt. Der Feind zu zweit. Oder eineinhalb, nachdem was Narcissa gesagt hatte. Eigentlich müssten ihre Chancen ganz gut stehen. Rein von der Logik betrachtet. Doch niemand von ihnen erhoffte sich zuviel, sie wussten, wem sie gegenüberstanden und auch, dass er trotz seines geschwächten Daseins noch Macht besaß.
Neun Zauberstäbe richteten sich auf Albus Severus Potter. Achtzehn Augen fixierten den Ravenclaw. Fred, Lily und Rose nicht ganz so entschlossen wie die Anderen, eher ängstlich und unsicher, doch trotzdem ernst. Und Al war froh darum. In Anbetracht seines eigenen Todes war die Rettung einer Unschuldigen doch ein ziemlich guter Preis.
“Al”, flüsterte Lily leise, Tränen standen ihr in den Augen. Ihre Hand zitterte. Wie sollte sie gegen ihren eigenen Bruder kämpfen? Er war doch auch nur ein Opfer! Und sie waren gekommen, um Beide zu retten. Zumindest galt das für sie. Und für Rose bestimmt auch, ebenso für Fred. Wie konnten sie jetzt da stehen und ihn bedrohen? Lily senkte ihren Arm. Sie konnte es nicht. Eher würde sie sich selbst einen Arm ausreißen, als ihren Bruder anzugreifen.
Rose erging es nicht viel besser als Lily. Während sie mit erhobenem Zauberstab ihren Lieblingscousin ansah, fragte sie sich, was das alles eigentlich sollte. In ihrer Kindheit hatten die Beiden sich sehr nahegestanden, was sich mit den Jahren ein wenig geändert hatte, aber immer noch waren sie beste Freunde. Es kam ihr vor wie ein ironischer Streich des Schicksals, dass sie ausgerechnet ihm gegenüberstand und die Wahl hatte zwischen angreifen oder angegriffen werden.
“Worauf warten wir?”, fragte Aranea ungeduldig und trat einen Schritt nach vorne. Narcissa schwieg. Ein Gespräch aus längst vergangenen Zeiten kam ihr in den Sinn, wie aus dem Nichts überfiel es sie.

>”Lucius, ich weiß nicht, ob ich das kann”, sagte Narcissa und sah ihren Mann mit ernster Miene an, “du weißt nicht, was du da von mir verlangst!” Der grauen Augen des Malfoys verengten sich, er sah seine Frau kurz an, ehe er wieder damit anfing, den Raum zu durchschreiten. Das regelmäßige Klonk-Klonk seines als Gehstock getarnten Zauberstabs hallte durch den Raum, wenn er den Marmorboden damit berührte.
Schweigen lag in der Eingangshalle zu vernehmen, somit waren seine Schritte das einzige Geräusch, zumindest bis er das Wort wieder ergriff: “Ich weiß sehr gut, was ich von dir verlange. Denkst du etwa, mir fällt es leicht? Ich bin auch nicht gerade von Euphorie ergriffen, aber uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen unseren Ruf wahren und außerdem ist es zu ihrem Schutz.” Narcissa schlang die Arme um ihren Oberkörper, den Blick an die gegenüberliegende Wand gerichtet. So verharrte sie eine ganze Weile schweigend. Zu ihrem Schutz..aber wer konnte das garantieren? Doch vermutlich hatte Lucius recht, so schwer es ihr auch fiel, das einzugestehen. Um ihre Familie zu schützen, würde die gebürtige Black alles tun, egal wie schmerzhaft es war.
“In Ordnung. Ich stimme zu”, sagte sie leise und ihre Stimme verlor sich in der Dunkelheit der Halle. Und als wäre ihre Aussage durch die Wände gedrungen, erklang das Geschrei eines Babys und hallte durch das Haus.<

“Tut es nicht! Bitte..tut es nicht!”, die Stimme Imogenes holte sie aus ihren Erinnerungen und zog nicht nur ihre Aufmerksamkeit auf sich. Die Malfoy kam gestützt von Andromeda die letzten Meter auf sie zu, in ihrer Miene etwas so Flehendes, dass Narcissa ihr Herz brechen spürte.
“Tut mir leid, sie ließ sich nicht aufhalten”, kam es von Andromeda, doch Cissy schüttelte nur leicht den Kopf. Das war schon in Ordnung und eigentlich war es erfreulich, dass Imogene wieder auf den Beinen war.
“Ist das die Kavallerie, die mich aufhalten soll? Die Armada, die meine Pläne durchkreuzen will?”, kam es von Albus, die Stimme von Spott triefend. Nein, das war nicht Albus, sondern Voldemort. Er hatte sie also entdeckt.
“Diffindo!” “Stupor!” “Expelliarmus!” Verschiedenste Rufe hallten durch die Stille der Nacht und schossen auf Tom zu. Dieser hob nur höhnisch grinsend die Hand und die Zauber verpufften wirkungslos im Nichts. Scorpius schluckte. Macht war hier wohl untertrieben.
“Kinder, zieht euch zurück”, sagte Narcissa eindringlich und ein Schutzzauber zog vor ihnen auf. Um jeden Preis wollte sie verhindern, dass einer von ihnen Schaden nahm! Doch jeder einzelne von ihnen war stur und wild entschlossen: “Wir bleiben!” Noch nie hatte eine solche Eintracht zwischen den Familien Malfoy, Black, Potter und Weasley geherrscht, wie in diesem Moment. Andromeda und Narcissa wechselten einen kurzen Blick. So sehr sie sich der Gefahr im Klaren waren, so stolz waren sie auch darauf, dass die nachfolgende Generation so mutig war. Auch Zabini und Fletcher schienen mehr als entschlossen zu sein und Nate, der nun an Imogenes Seite getreten war, ließ sich auch nicht vertreiben. Ein Widerstand von elf Leuten. Sie würden entweder siegen oder gemeinsam untergehen. Und hinter den Hügeln ging langsam der Blaue Mond auf.

Der Tod ist nicht der größte Verlust im Leben. Der größte Verlust ist das, was in uns stirbt, während wir leben.

Mittwoch, 11. Juni 2014

Kapitel 15 - Dark enough

Wieder einmal musstet ihr eine kleine Ewigkeit auf die Fortsetzung warten, ich hatte wohl sowas wie eine Blockade, was die FF angeht. Wir nähern uns allmählich auch dem Ende, ich schätze 2-4 Kapitel werden noch folgen. Viel Vergnügen beim Lesen!

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“Ist das Blut?”, erklang Araneas angewiderte Stimme, die sich über seine Schulter beugte. Scorpius nickte zur Antwort: “Scheint ganz so. Wir sind wohl auf dem richtigen Weg.”
Plötzlich schlug die Tür hinter ihnen zu und eine  kalte Stimme durchschnitt die kurze Stille: “Was habt ihr hier zu suchen?”
Die drei Schüler hoben den Blick und erstarrten. Vor ihnen stand Albus und dann doch wieder nicht. Er sah irgendwie..älter aus. Ja, das war der Unterschied. Es waren zwar einige Monate vergangen, seit sie verschwunden waren, aber Al sah aus, als wäre er um Jahre gealtert.
“Albus”, brachte Fred fast lautlos hervor und trat einen Schritt auf seinen Cousin zu, “was ist mit dir passiert?” Er konnte nicht glauben, was er  hier sah. Das intelligente und lebhafte Glänzen war aus den Augen des Ravenclaw verschwunden, die Haut sah wächsern aus und seine Bewegungen waren mechanisch. Eine eiskalte Aura umgab ihn. Während der Weasley von reiner Fassungslosigkeit gepackt war, schauderten die Malfoy-Geschwister. Scorpius’ Griff um seinen Zauberstab wurde stärker, so sehr, dass seine Finger schmerzten: “Ich frage dich ein einziges Mal: Was hast du mit meiner Schwester gemacht und wo zum Teufel ist sie?”
Albus’ Lachen klang hohl und freudlos, als es von den Wänden widerhallte: “Plötzlich interessierst du dich für die Kleine? Du brauchst jetzt nicht einen auf großen Held machen, Prinzesschen. Du kommst ein paar Monate zu spät.” Das Lachen verklang und ein bedrohlicher Ausdruck trat in die Miene des Schwarzhaarigen: “Genug geplaudert. Verschwindet von hier, wenn ihr nicht sterben wollt!”
“Erst, wenn du Imogene freigibst! Wir ziehen nicht ohne sie zurück!”, mischte sich nun Aranea entschlossen ein, auch wenn ihre Hände vor Angst zitterten. Ohne ihre Zwillingsschwester ging sie verdammt nochmal nirgendwo hin! Scorpius schob seine jüngere Schwester schützend hinter sich, während Fred an seine Seite trat. Beide wünschten sich, sie hätten das Mädchen bei Rose und Lily gelassen, nun war es aber schon zu spät und alleine zurückschicken würden sie sie ganz gewiss nicht.
“Tut mir leid, Sonnenschein”, kam es spöttisch über die Lippen des Potters, “deine Schwester ist schon längst nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Und leider, leider ist sie unverzichtbar für meine Pläne.” Er umkreiste die Schüler gemächlich, musterte sie prüfend. Fred und Scorpius wanderten mit ihm, versuchten Aranea vor seinen Blicken zu schützen. Der Weasley hatte wieder ihre Hand genommen, einerseits, um sie zu trösten, andererseits um sie notfalls zu sich ziehen zu können.
“Aber du wärst das viel bessere Opfer gewesen, stelle ich gerade fest. Nicht so naiv, nicht so unglaublich verträumt und überzeugt von dem Guten in der Menschheit”, fuhr der Schwarzhaarige mit leiser Stimme fort und als er näher an sie herantrat, zischte Scorpius warnend auf, den Zauberstab erhoben.
“Halt dich fern von ihr”, drohte er Albus wütend, bereit, sofort einen Zauber loszuschicken. Doch der Potter lachte nur, vollends amüsiert über das kleine Schauspiel, das sich ihm hier bot. Es war herrlich wie einfältig diese Kinder waren! Wie sie glaubten, dass sie etwas ausrichten könnten, nur weil sie zu dritt waren. Aber er wollte mal mitspielen, zu verlieren hatte er ja nichts. Es ging nur noch um den Zeitvertreib, bis der Blaue Mond am Himmel stehen würde. Danach waren diese Kinder sowieso fällig. So trat er scheinbar etwas eingeschüchtert wieder einen Schritt zurück, hob die unbewaffneten Hände.
“Ich frage dich noch einmal: Wo ist Imogene?”, wiederholte der Malfoy Junge seine Frage eindringlich und ließ den Anderen nicht aus den Augen. Stille lag über der kleinen Hütte, lediglich der Wind pfiff durch die Holzritzen und sorgte dafür, dass es bitterlich kalt im Raum war. Gelassen setzte sich der Ravenclaw auf den Sessel, griff sich einen rotbäckigen Apfel und biss hinein. Das Knacken erfüllte den ganzen Raum.
Aranea hielt die Luft an, gleich riss ihr der Geduldsfaden und sie hatte nicht wenig Lust, es aus diesem Kerl rauszuprügeln. Fred schien ihre Anspannung und ihre Gedanken mitzubekommen und zog sie enger an sich, flüsterte leise: “Bleib ruhig, Nea. Keinem ist geholfen, wenn du dich in Gefahr begibst.”
“Aber-”, setzte sie an, nickte dann aber. Er hatte recht. Sie würde nur für mehr Schwierigkeiten sorgen, wenn sie lostobte. Fest drückte sie die Hand ihres Partners, während ihr Blick auf der Zauberstabhand von Scorpius lag. Auch ihr Bruder schien um Beherrschung zu kämpfen.

*~*~*~*

Narcissa hielt sich keuchend die Seite. Blut quoll unter ihren Fingern hervor, sie hatte Schmerzen. Sehr gegen ihren Willen hatte Bellatrix sie und Andromeda in einen Kampf verwickelt, dem sie nur zu gern entfliehen würde. Sie wollte nicht gegen Imogene kämpfen, denn ihre Seele steckte immer noch in diesem Körper; doch ihre Schwester ließ ihr keine Wahl. Und sie selbst schien resistent gegen die Angriffe der Beiden zu sein. Der Blick der Blonden suchte nach ihrer ältesten Schwester. Andra schien auch nicht besser weggekommen zu sein. Das braune Haar hing ihr in wirren Strähnen herab, ihr linker Oberarm blutete, sie war außer Atem. Wie sollten sie gegen diesen Irrsinn bestehen können? Sie war planlos, sie wusste nicht, wie sie Imogene retten sollten, ohne sie zu verletzen, wobei das Letztere ohnehin nicht möglich zu sein schien.
“Cissa..was sollen wir tun?”, fragte Andromeda im selben Moment, ehe ihre Stimme vom verrückten Lachen Bella’s übertönt wurde. Es schien auswegslos zu sein! Cissa stützte sich am Baumstamm ab und ließ einen Heilzauber über ihre Wunde wandern, diese hörte daraufhin auf zu bluten. Dann schon duckte sie sich vor einem Fluch weg, den Bellatrix auf sie abfeuerte. Sie begann es zu bereuen, dass sie Lucius nicht eingeweiht hatte. Hätte sie geahnt, wie schwierig die Situation wirklich sein würde…
“[i]Protego Maxima![/i]”, rief Andromeda in diesem Moment und riss sie jäh aus ihren Gedanken. Ein roter Lichtstrahl prallte an dem magischen Schutzschild ab und schleuderte zurück zu Bellatrix, traf sie mitten auf der Brust. Für einen Augenblick lang schien die Zeit still zu stehen und dann fiel der Körper der jungen Frau wie in Zeitlupe auf den Boden.
“Imogene!”, riefen Narcissa und Andromeda im selben Moment aus und stürzten auf sie zu. Der Körper schien sich zu ändern, wurde kindlicher, das Haar lockiger. Doch er blieb reglos liegen. Eine dunkle Wolke schien über den Dreien zu schweben, Bellatrix’ Lachen schien eine Stimme im Wind zu sein: “Der Blaue Mond steht schon fast am Himmel, ihr seid zu spät!” Und dann war es still. Kein Geräusch drang zu ihnen, als wären selbst die Geräusche gestorben. Aber das kümmerte Narcissa nicht weiter. Alles, was sie im Moment interessierte, war das zarte Geschöpf auf ihrem Schoß. Sanft strich sie eine Haarsträhne aus dem blassen Gesicht des Mädchens, legte ihre Hand an ihren Hals, um den Puls zu fühlen. Merlin sei Dank, sie lebte. Der Puls war schwach, aber sie lebte. Leider wäre es zu umständlich, sofort mit ihr umzukehren, wenn nicht gar unmöglich. Abgesehen davon, dass immer noch ein Schüler zu finden war. Andromeda hatte ihren Zauberstab fest umschlungen und ein wachsames Auge auf die Umgebung, wandte ihrer Schwester dabei den Rücken zu. Doch interessierte sie sich auch dafür, wie es um das Mädchen stand: “Wie geht es ihr?”
“Akzeptabel”, sagte Narcissa leise, “ich befürchte, dass es schwer sein wird, sie ins Hospital zu bringen.” Die Brünette schwieg zunächst und legte ein paar Schutzzauber über den kleinen Bereich, den sie einnahmen, ehe sie sich neben ihre Schwester kniete: “Es ist nicht deine Schuld, Cissy. Du hast sie gerettet. Bellatrix hat den Verstand verloren!”
“Ja, das  hat sie leider schon vor drei Jahrzehnten. Nie hätte ich geahnt, dass sie wiederkehren würde und schon gar nicht, dass sie sich an ihren Verwandten vergreifen würde. Weil sie nicht mit dem einverstanden war, was ich vor Jahren getan habe”, murmelte die Malfoy und richtete ihren Blick auf das, was vor ihnen lag. Direkt hinter der kleinen Erhöhung befand sich eine Hütte, um die zwei Kinder umherschlichen. Zwei Rotschöpfe, wenn sie richtig sah. Imogenes Freundinnen. Sie war hin und hergerissen, sie wollte Imogene nicht hier zurück lassen, aber sie konnte auch nicht die anderen Kinder schutzlos bleiben lassen.
“Andromeda? Würdest du hier bei Imogene bleiben?”, wandte sie sich an ihre Schwester, “ich werde mir die Hütte näher ansehen. Ich denke, dort ist die Quelle des Bösen.” Andra nickte leicht und bat Narcissa darum, auf sich aufzupassen. Die Malfoy nickte und ging dann ihres Weges.

*~*~*~*

“Was soll das heißen, eine nutzlose Hülle?”, hallte Scorpius’ Stimme durch den Raum, die sturmgrauen Augen immer noch auf Albus gerichtet. Dieser warf den Rest des Apfels auf den Boden, wischte seine Finger mit dem Seidentaschentuch ab, das sich in seiner Hose befand und erhob sich seelenruhig von seinem Platz.
“Nun, genau das, was ich gesagt habe. Sobald der Blaue Mond am Himmel steht, werden wir zu neuen Kräften kommen und eure Schwester wird ihr Leben aushauchen, wir brauchen sie dann nicht mehr. Und dieser Körper wird dann auch nicht mehr gebraucht. Was ihr mit den leblosen Leibern dann macht, bleibt euch überlassen”, erklärte der Schwarzhaarige leichthin. In seinem Inneren zerriss ein Schrei die Stille plötzlich. Der mickrige Potter wehrte sich gegen das, was er gerade offenbart hatte. Wie süß.
“Ihr könnt sie doch nicht sterben lassen! Imogene hat nichts damit zu tun!”, rief der Ravenclaw in seinem Kopf, doch er ignorierte ihn. Sein Leben war genauso wertlos, wie das der kleinen Malfoy und keine Aufmerksamkeit wert.
“Wer seid ihr?”, stieß Aranea hervor, die sich mittlerweile an Fred klammerte, als würde sie ohne seinen Halt umfallen. Sie hatte Angst. Um die anderen, um Imogene und um sich selbst. Das konnte doch alles nur ein schlechter Traum sein, aus dem sie nur nicht aufwachte. Albus lachte abermals und fixierte die Kleine amüsiert: “Du bist wohl wirklich so einfältig, was? An dem Sprichwort “Blond und dumm” ist wohl wirklich etwas dran.” Aranea wollte sich auf ihn stürzen, aber erneut war es Fred, der seine Freundin zurückhielt. Diese brodelte vor Zorn und beruhigte sich nur langsam im Griff des Weasley.
“Dass ihr wirklich so dumm seid”, schüttelte er den Kopf, wandte sich von ihnen ab und hob den Zauberstab in die Luft, mit welchem er Buchstaben in diese zeichnete. Sie ergaben die Worte Lord Voldemort.
Mit einem sowohl spöttischen, als auch heiteren Grinsen wandte er sich wieder zu seinem kleinen Publikum um, welches ihn entgeistert anstarrte: “Ganz recht, ihr nichtsahnenden Würmer! Lord Voldemort steht vor euch und die heutige Nacht wird seine Auferstehung sein. Und ihr werdet Zeugen davon, ist das nicht ein Privileg?”
Im selben Moment schossen drei verschiedene Flüche auf ihn zu und das Sichtfeld wurde von Rauch versperrt.