Montag, 18. Februar 2013

Kapitel 8- Lost

Gleich mal zwei Dinge vorweg: Das Kapitel ist sehr kurz, ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel >.< vielleicht überarbeite ich es irgendwann noch...und das zweite, es geht in eine gänzlich andere Richtung als bisher. Der ein oder andere wird erkennen, wovon ich gerade sehr beeinflusst werde. Es passiert leider auch nicht viel im Kapitel..aber im nächsten dann hoffentlich mehr ;)

________

Dunkelheit. Stille. Kälte. Diese Worte waren wohl die ersten, die einem einfielen, wenn man diesen Raum sah. Ein kleiner, zarter Körper regte sich in der Mitte des Raumes, am Fußboden um genau zu sein.
Imogene zwang ihre Augen sich zu öffnen, doch pochende Kopfschmerzen erschwerten ihr dieses Unterfangen ziemlich. Sie konnte sich nur noch erinnern, dass sie auf die Toilette hatten wollen und plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen.
Selbst jetzt, wo sie sich langsam aufrichtete, konnte sie kaum etwas erkennen. Es war fast stockdunkel hier, der Boden unter ihrem Körper war kalt. Die Luft war irgendwie schwer, sie konnte kaum atmen. Ein beklemmendes Gefühl der Angst engte ihre Brust ein. Vorsichtig schob sie sich vorwärts und streckte dabei einen Arm von sich um nicht gegen irgendetwas zu rennen. Irgendwann ertastete sie einen Lichtschalter und drückte ihn. Eine einzelne, nackte Glühbirne baumelte von der Decke und spendete dem Raum flackerndes und spärliches Licht. Es reichte aus, damit Imogene sich etwas umsehen konnte. Verwitterte Wände umschlossen den Raum, teilweise splitterte die Tapete ab. Ein leeres Bettgestell stand an der linken Wand, die Matratze lag weiter hinten gegen die Wand gelehnt. Sie war ziemlich zerfetzt. Das machte der jungen Malfoy gleich noch mehr Angst.  Was war in diesem Zimmer, das so etwas anrichten konnte? Vorsichtig ging sie ein paar Schritte weiter nach vorne und bereute das fast sofort. Hinter dem Bettgestell verbarg sich eine halb verweste Leiche. Übelkeit stieg in dem Mädchen hoch und nur sehr mühsam konnte sie es vermeiden sich zu übergeben.  Hastig entfernte sich von dieser Seite des Raumes und mit rasendem Herzschlag versuchte sie nun wieder, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Als sie mit dem Fuß gegen etwas stieß, unterdrückte sie einen Schrei und schlug sich die Hand auf den Mund.
Sie wagte sich gar nicht so richtig nachzugucken, wogegen sie gestoßen war. Ihre freie Hand schob sie in die Tasche ihres Rockes, doch ihr Zauberstab war nicht da. Natürlich nicht, er lag in ihrem Zimmer, auf ihrem Bett. Und da lag er wirklich gut und vor allem...brauchbar!
Imogene zwang sich, nicht auf den Boden zu blicken und ging weiter. Ein leises, knacksendes Geräusch ließ sie augenblicklich herumfahren.
Doch in dem spärlichen Licht konnte sie natürlich nicht viel erkennen, auch wenn sich ihre Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnten. Halt, da hinten bewegte sich etwas! Direkt neben dem Bett...Imogenes Körper fing plötzlich an zu zittern und sie taumelte zurück, als die Leiche schwankend und mit unförmigen Bewegungen auf sie zuging.
Das konnte doch gar nicht wahr sein! Ein schlechter Traum? Ein Alptraum eigentlich! Sie wich zurück so weit sie konnte.
‘Mach die Augen zu und die Alpträume verschwinden’, der Rat ihrer Großmutter kam ihr wieder in den Sinn und genau diesen befolgte sie, Gene kniff die Augen zusammen und zählte ein paar Sekunden, dann öffnete sie sich wieder. Und schrie auf.
Das Monster war noch immer da. Ganz knapp vor ihr, sie konnte seinen fauligen Atem riechen, doch das war gar nicht mehr nötig dafür, dass ihr schlecht wurde. Das war ihr schon.
Sie wich noch etwas zurück und unterdrückte einen weiteren Aufschrei, als sie gegen eine Wand stieß. War das ihr Ende? Ihr Blick glitt zu beiden Seiten, doch was sie zu sehen bekam, erschreckte sie nur noch mehr. Verkümmerte Tiergestalten, die an weiteren Leichen knabberten, sich gütlich taten. Die Gestalt kam ihr immer näher und sie drückte sich eng an die Wand. Es holte aus und...die Wand gab plötzlich nach und drehte sich nach innen.
Gene blieb die Luft weg, als sie mit Händen und Knien auf dem Boden landete. Eilig warf sie einen Blick zurück, doch die Wand war fest wie zuvor und die Monster konnte sie nicht mehr sehen. Lediglich das Trommeln der Fäuste war zu hören. Wo war die Wand jetzt hin verschwunden? Egal...hauptsache das Monster war weg.
Erleichtert blickte sie nach vorne. Das andere Problem war...jetzt herrschte vollkommene Dunkelheit und sie konnte nichtmal die Hand vor Augen sehen. Was, wenn hier noch mehr solcher komischen Gestalten rumliefen? Sie wusste nicht, wo sie überhaupt war, was das Ganze noch schlimmer machte.
“Albus..Nea, Scorp...wo seid ihr?”, fragte sie flüsternd ins Dunkel hinein. Doch natürlich bekam sie keine Antwort darauf. Es nervte sie, nicht zu wissen wo sie war. Und keinen Zauberstab zu haben war natürlich auch nicht vorteilhaft.
Imogene versuchte angestrengt, etwas in der Finsternis zu erkennen, doch das klappte nicht und Lichtschalter erwartete sie diesmal keinen. Und möglicherweise war es ohne Licht ja besser. Das Monster hatte sie schließlich erst angegriffen, als das Licht an war, nicht wahr? Dann war sie im Dunkeln also erstmal in Sicherheit.
Sie lief weiter, so weit es ging ohne etwas zu sehen. Es verging einige Zeit, bis sie schließlich an eine Weggabelung kam. Das erkannte sie nur daran, dass aus beiden Richtungen ein Luftzug kam. Aber auch aus beiden Richtungen sehr unsympatische Geräusche. Aber zurück konnte sie auch nicht.
Also ging sie in den linken Gang und rannte gleich mal gegen etwas. Scheppernd fiel es zu Boden und Imogene sah sich sofort hektisch um, ob sie jemanden angelockt hatte, bis ihr klar wurde, dass sie das wohl kaum sehen wurde.
Sie ging in die Hocke und tastete ab, was sie umgeworfen hatte. Noch ein Bettgestell. Wenn das nicht seltsam war.
War das hier vielleicht das leere Krankenhaus? Sie hatte von dem verlassenen Gebäude gehört, das unweit von Hogwarts stand, aber nicht in die Hogsmeade Richtung, sondern in die Andere. Es rankten sich die wildesten Gerüchte darum, warum es leer stand. Und Imogene merkte, dass genau die suspektesten wahr waren. Monster. Bei Merlin, wer hätte das ahnen sollen?
Schwer schluckte die Malfoy. Wenn das mit den Monstern stimmte...dann kam sie hier auch nicht mehr raus? Nein, das wollte sie nicht glauben.
Ihre Schritte wurden schneller, als sie sich in den Kopf setzte, einen Ausgang zu finden. Die wenigen Räume, an denen sie vorbeikam, waren ebenfalls nur schwach erleuchtet, aber die Malfoy hatte kein Bedürfnis, diese zu durchsuchen. Ein Blick durch die Fensterscheiben genügte und ihre Vermutung bestätigte sich. Es war das Krankenhaus, es waren Krankenzimmer an denen sie vorbeilief. Und ein OP-Saal, der ihr wieder Übelkeit bereitete, da eine geöffnete Leiche auf dem Tisch lag. Irgendwann fing sie an zu rennen. Einfach nur geradeaus und ohne zurück zu blicken. So weit sie kam. Plötzlich öffnete sich vor ihr eine Tür. Was sie noch etwas zurückweichen ließ. Das war ihr nicht geheuer.
“Komm ruhig rein, liebes Kind”, erklang eine rauhe, aber doch weibliche Stimme aus dem Raum. Imogene trat nach vorne, konnte jedoch nicht viel erkennen. Ein paar Kerzen sorgten für flackerndes und schwaches Licht, doch die Person der Stimme konnte sie nicht ausmachen.

Kapitel 7- Missing

Da ist auch schon das nächste Kapitel. Leider ist es nicht sehr spannend und teilweise kommt es mir sehr verwirrend vor XD vielleicht gefällts euch ja trotzdem :)


Albus schloss die Tür hinter sich und blieb einen Moment lang stehen. Eigentlich war er wirklich verärgert darüber, dass Imogene versucht hatte, ihn und Wendy zu belauschen. Sowas tat man doch nicht und wenn sie wirklich etwas mitbekommen hätte...das wäre sehr schlecht gewesen. Über ihre Worte musste er aber immer noch schmunzeln. ‘Für einen Potter hast du erstaunlich viel mit Slytherins zu tun.’ Sowas konnte auch nur von der kleinen Malfoy kommen. Aber Lily hatte recht, sie war nicht so, wie Scorpius und Aranea. Für seine Schwester war er darüber froh. Doch ihn machte es wirklich neugierig darauf, in wiefern sie sich von ihren Geschwistern unterschied. Nur die wenigsten wussten, dass Albus und Scorpius eine Freundschaft pflegten. Obwohl, Freundschaft war so ein übertriebenes Wort. Sie hatten öfter mal was miteinander zu tun und arbeiteten zusammen. Er musste kurz lachen. Da verbot er seiner Schwester den Umgang mit der harmlosen Imogene und er selbst trieb sich mit Scorpius rum.
Wenn das mal keine Doppelmoral war. Al stieß sich von der Tür ab und machte sich auf den Weg zurück zur Bücherrei.

Diese erreichte er kurze Zeit später und direkt wurde er von Wendy aufgegabelt.
“Da bist du ja. Was hat denn so lange gedauert?”, beschwerte sie sich und zog ihn mit sich zum Tisch, an dem sie vorhin gesessen hatten. Die Bücher und Notizen hatte sie einfach mal flugs mit ihrem Umhang abgedeckt, welchen sie jetzt von den Sachen runternahm.
“Tut mir leid, der Krankenflügel ist nicht grad um die Ecke”, gab Albus ein wenig genervt zurück. Langsam bereute er es, sich mit ihr abzugeben. Warum hatte er nur gesagt, dass er ihr helfen würde? Er konnte einfach nicht nein sagen, wenn ihn ein Mädchen um etwas bat. Seufzend ließ er sich wieder auf seinen Platz fallen und zog das Buch zu sich.
“Warum hast du Malfoy überhaupt hingebracht? Sie kann ja wohl selbst laufen”, bemerkte Wendy grimmig und setzte die Feder wieder aufs Papier. Albus starrte sie einen Moment schweigend an, etwas erstaunt aber auch geschockt darüber, wie intolerant man sein konnte.
“Sie konnte kaum stehen, falls es dir nicht aufgefallen ist”, gab er gereizt zurück und überlegte, ob er nicht einfach seine Sachen nehmen und sich verziehen sollte. Gerade war ihm das nämlich wirklich zu dumm. Wieso musste er sich überhaupt ständig rechtfertigen?
“Es ist Imogene. Sie ist eine gute Schauspielerin”, bemerkte Bullstrode schlicht und beendete damit das Thema. Albus verkniff sich ein genervtes Knurren. Gut, er hatte von Imogene auch keine so gute Meinung, aber trotzdem störte es ihn, dass Wendy sich über sie lustig machte. Doch auch der Schwarzhaarige sagte nichts mehr dazu und setzte einfach seine Arbeit schweigend fort.

Eine Stunde später tauchte Scorpius ebenfalls in der Bibliothek auf und gesellte sich zu Wendy und Albus. Prüfend musterte er die beiden: “Habt ihr soweit alles vorbereitet?”
Beinahe unterwürfig nickte Wendy und schmeichelte sich an Scorp heran: “Wir stehen in der Endphase, viel fehlt nicht mehr.”
Albus kaute an seiner Unterlippe und sah die beiden Slytherins leicht zweifelnd an: “Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Das...wir gehen damit sicher zu weit.”
Entgeisterte Blicke trafen ihn und er hatte förmlich das Gefühl zu schrumpfen. Lag das irgendwie im Hause Slytherin mit den durchdringenden Blicken? War ja nicht auszuhalten.
“Wie, das ist keine gute Idee? Das war doch DEIN Vorschlag!”, kam es von Scorpius und er gab seinem Kumpel einen leichten Schlag auf den Hinterkopf, woraufhin dieser leicht zusammenzuckte, ehe er seine Miene mürrisch verzog.
“Ich weiß, dass es mein Vorschlag war. Aber deshalb meine ich auch, dass wir es sein lassen sollten. Mal ehrlich...damit würden wir die halbe Schule gefährden”, nuschelte Albus. Jetzt wo er näher darüber nachdachte, wurde ihm das ganze Ausmaß erst bewusst. Es war einfach viel zu gefährlich.
“Du bist eine Memme, Al”, kicherte Wendy und stand auf, “ich hab noch eine Verabredung. Wir sehen uns später.”
Die Jungs sahen ihr kurz nach und Albus wurde fast augenblicklich entspannter, als die Tür hinter ihr zufiel. Er strich sich durchs schwarze Haar und seufzte: “Warum sind die alle so anstrengend?”
Scorpius grinste: “Was, Frauen? Du musst nur wissen, wie du mit ihnen umgehen musst und alles ist easy.”
Al schnaubte und zuckte die Schultern: “Das bezweifle ich irgendwie. Ich komme einfach nicht klar mit den Weibern.” Das brachte Scorpius zum Grinsen und er lehnte sich mit leicht feixendem Blick nach vorne: “Vielleicht solltest du es ja mal mit Jungs probieren, Potter.”
Kurz herrschte Stille, in der Albus erstmal checken musste, was der Blonde eben gesagt hatte, dann schüttelte er den Kopf: “Du hast echt einen hängen...seh ich aus, als würde ich auf Kerle stehen?”
Der Malfoy schnappte sich den Block, den Wendy hatte liegen lassen und lehnte sich entspannt zurück: “Man sieht es ja nicht gleich jedem an.”
Al schnaubte nur. Offenbar war Scorp ja wirklich scharf drauf, ihn als schwul abzustempeln. Oder war das nur mal wieder eine seiner Macken, mit denen er versuchen wollte, den Potter auf die Palme zu bringen? Da musste er ihn aber enttäuschen, schließlich ließ sich Albus nicht leicht auf die Palme bringen, es sei denn, man hieß Wendy Bullstrode.
Lieber wechselte er das Thema: “Deine Schwester versucht sich anscheinend als Spionin oder so.”
Scorpius wirkte nicht sehr überrascht: “Natürlich, das ist doch Araneas Lieblingsbeschäftigung..lauschen und Gerüchte verbreiten.”
Das brachte den Ravenclaw zum Grinsen. Soso, für Nea war das also nichts Neues, dann musste er sich also vor beiden Schwestern in Acht nehmen.
“Es war aber Imogene”, klärte er sein Gegenüber auf und musterte ihn genau. Die Reaktion wollte er schließlich nicht verpassen. Denn Scorpius schien mehr als überrascht zu sein, seine Augenbrauen wanderten nach oben und einen Moment lang verschlug es ihm die Sprache.
“Das ist sehr interessant. Alte Gepflogenheiten lassen sich eben schwer ablegen”, meinte er letztendlich, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. Schon früher hatte Imogene gern andere belauscht, aber nicht wie Aranea, um Gerüchte zu verbreiten sondern weil sie einfach schrecklich neugierig war.
“Besteht deine Familie nur aus Spionen?”, fragte Al halb im Scherz, denn auch er und Scorpius hatten sich mehr oder weniger angefreundet, als Scorp ihn ausspioniert hatte vor ein paar Jahren.
Malfoy zuckte die Schultern: “Vorsicht ist immer besser als Nachsicht. Sie hat doch hoffentlich nichts Wichtiges mitbekommen?” Al schüttelte den Kopf. Gene hätte sicher nicht nachgefragt, wenn sie Zusammenhänge erkannt hätte. Eine Weile saßen sie sich stillschweigend gegenüber, Scorpius die Notizen durchblätternd und Albus in seine Gedanken verstrickt. Lange hielt er diese Stille aber nicht aus und er stand auf: “Wollen wir nicht rausgehen und eine Runde Quidditch spielen oder so? Hier drin wird man ja ganz depressiv.”
Zunächst blickte Scorpius ein wenig irritiert auf, nickte dann aber: “Klar, wieso nicht.”
Sie sammelten die Sachen ein und verließen die Bücherrei, doch da prallten sie schon fast mit einer aufgebrachten Aranea zusammen.
“Pass auf, wo du hinrennst”, grummelte Scorpius seiner Schwester zu, doch diese scherte sich darum nicht, sondern trat mit wütendem Blick auf Albus zu.
“Du! Wegen dir verdammten Idiot ist Imogene verletzt!”, herrschte sie ihn an und tippte ihm mit dem Zeigefinger heftig gegen die Brust.
Al stolperte vor Überraschung einen Schritt rückwärts und blinzelte verdutzt: “Was, wieso wegen mir? Sie ist von selbst hingefallen.”
Scorp blickte zwischen den beiden umher, von verletzt hatte sein Freund kein Wort gesagt. Dass er so gar nicht durchblickte, schmeckte dem Malfoy ganz offensichtlich nicht.
“Ja, aber nur weil du sie erschreckt hast!”, gab Aranea zurück und funkelte ihn wütend an.
“Moooment mal! Was redest du da überhaupt? Sie hat uns belauscht und als ich sie gesehen habe, wollte sie sich verstecken und ist dabei gestolpert, ja? Hat sie das etwa gesagt? Ich war noch so nett sie zum Krankenflügel zu schleppen”, verteidigte Albus sich aufrichtig, er wollte sich doch nicht beschuldigen lassen für etwas, woran er wirklich keine Schuld hatte. Abgesehen davon war Aranea wirklich beängstigend, wenn sie wütend war.
“Das entschuldigt gar nichts”, murrte Nea und setzte zu einer weiteren Schimpftirade an, doch Scorpius unterbrach sie: “Was ist denn jetzt eigentlich das Problem? Passiert doch öfter mal, dass sich jemand wehtut.”
Sie wandte sich ihrem Bruder zu: “DAS werde ich dir sagen. Imogene ist verschwunden! Ich war kurz Sachen aus unserem Zimmer holen und als ich wiederkam, war sie weg! Und ich finde sie nirgends.”
Scorp verstand nicht, warum sie das so aufregte: “Vermutlich hat sie einfach genug von deinen Ausrastern und ist irgendwohin geflüchtet, wo sie Ruhe hat.”
Albus nickte zustimmend, das konnte er sich gut vorstellen. Aber irgendwo machte er sich trotzdem ein kleines bisschen Sorgen. Imogene wirkte irgendwie so, als könnte sie sich nicht verteidigen. Zerbrechlich, das war das Wort, das er suchte.
“Sollen wir dir helfen sie zu suchen?”, bot er Aranea also an. Diese war so perplex über das Angebot, dass sie ihn einfach nur anstarrte. Als hätte er grad angeboten, das ganze Jahr ihre Hausaufgaben zu machen!
“Ja oder nein?”, fragte er also nach, wieder langsam ungeduldig. Aranea zuckte die Schultern: “Wenn du glaubst, dass es hilft, warum nicht.”
Wow, soviel Begeisterung. Aber was erwartete er auch von einer Malfoy, die alles tat um ihrem Vater zu gefallen? Sich von einem Potter helfen zu lassen war dem wohl doch zu entgegengesetzt. Doch diesen Kommentar verkniff er sich. Auch Scorpius stimmte dem zu und so zogen sie zu dritt los.

Eine Stunde später hatten sie das komplette Schloss durchquert und jeden nach Imogene gefragt, der ihnen über den Weg lief. Erfolglos, denn die meisten hatten sie zuletzt beim Frühstück gesehen. Das war allmählich doch besorgniserregend. Niemand verschwand einfach so aus dem Blickfeld.
“Vielleicht ist sie im Raum der Wünsche”, meinte Albus irgendwann überlegend und blickte die Treppe hoch.
“Das könnte sein. Aber wenn es stimmt ist die Chance sie zu finden, noch geringer als ich dachte”, entgegnete Aranea darauf, denn es war fast unmöglich, den richtigen Raum der Wünsche zu finden. Ganz besonders, wenn man nicht gefunden werden wollte. Doch warum sollte Imogene sich derart darauf versteifen, nicht gefunden zu werden? Das ergab irgendwie keinen Sinn.
“Ich schlage vor, einer geht hoch und bezieht Stellung vor dem Raum der Wünsche und die anderen beiden suchen weiter”, meinte Scorpius dann, denn allmählich machte selbst er sich Sorgen um seine Schwester, was schon was heißen sollte, da es ihn sonst recht wenig interessierte, was sie tat.
Albus und Aranea nickten beide, doch keiner meldete sich freiwillig, sodass Scorpius seufzte: “Ich geh schon. Schickt mir ne Memo oder so, wenn ihr sie gefunden habt.” Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging die Treppen hoch.
Albus dachte nach, wo konnte sie noch sein? Draußen irgendwo? Sie würde doch nicht in den Wald gegangen sein oder? Das war viel zu gefährlich und Imogene wusste das mit Sicherheit. Am See vielleicht? Aber da hätte man sie sicher gesehen...
“Glaubst du, ihr ist etwas passiert?”, fragte Aranea in flüsterndem Tonfall und zum ersten Mal wirkte sie nicht feindlich sondern einfach nur ehrlich besorgt um ihre Schwester.
“Ihr gehts sicher gut. Immerhin ist sie eine Malfoy, nicht wahr?”, fragte Albus in dem Versuch sie zu trösten zurück.
Daraufhin lächelte Nea wirklich etwas: “Du hast recht. Als erstes bekommt sie Ärger, weil sie sich einfach aus dem Staub gemacht hat. Lass uns weitersuchen. Am besten draußen erstmal.”
Also begaben sie sich nach draußen, wo es von Schülern wimmelte, die noch die letzten Sonnenstrahlen genießen wollten. Unter ihnen auch Wendy, Miranda Fletcher und Adrian Zabini, die am Ufer des Sees saßen und ein paar Zweitklässler ärgerten. Das machte Albus ungehalten und er schritt ohne zu zögern auf die Gruppe zu: “Was macht ihr da? Lasst doch mal die Zweitklässler in Ruhe!”
Alle drei blickten zu ihm und die zwei Jungs nutzten die Gelegenheit und flüchteten. Auf Mirandas Lippen lag ein spöttisches Grinsen: “Sieh mal einer an, Albus ‘ich misch mich in alles ein’ Potter bestattet uns mit einem Besucht.”
Al verengte die Augen und setzte zu einer Erwiderung an, welche er dann aber doch lieber runterschluckte: “Ich sollte euch allen Punkte abziehen. Aber das geht ja nicht, da Slytherin gar keine Punkte mehr hat.”
“Das holen wir schon auf”, meinte Adrian recht großspurig und widmete sich dann wieder seiner Unterhaltung mit Wendy, während Miranda immer noch Albus fixierte. Aranea fiel niemandem auf, da sie sich abseits weiter darum kümmerte, Imogene zu suchen und ein paar Schüler nach ihr fragte.
“Wenn ich das noch einmal sehe, ich schwöre euch, dann gibts so richtig Ärger”, betonte Albus und wandte sich zum Gehen.
“Sei mal locker, Potter. Vielleicht brauchst du ja mal ein bisschen Bettsport, dann bist du nicht mehr so verklemmt”, trällerte Miranda mit einem schiefen Grinsen. Albus zog skeptisch die Augenbrauen hoch, ehe er ihr spöttisch Kontra gab: “Soll das ein Angebot sein? So tief sinke ich sicher nicht.”
Miranda sah ihn entgeistert an, Adrian hingegen grinste. Das musste wohl offenbar mal gesagt werden. Albus machte sich auf eine harsche Antwort gefasst, doch als nach einer Minute noch immer nichts kam, drehte er sich um und ging wirklich.
Manchmal kam ihm doch wirklich die Überzeugung, dass Slytherins hohl waren und zwar allesamt. Obwohl, ein paar kleine Ausnahmen gab es natürlich schon.

Albus schloss wieder zu Aranea auf und warf ihr gleich einen fragenden Blick zu: “Und?”
Die Malfoy schüttelte den Kopf, auch hier hatte sie keine Antwort gefunden. Das war doch wirklich verhext.
“Hat die Krankenschwester sie denn schon behandelt? Sie konnte kaum auftreten, als ich sie hingebracht hab, sie kann also nicht weit gekommen sein, wenn nicht”, wollte Al dann wissen. Aranea nickte: “Doch, sie hat sie schon behandelt, wollte aber, dass sie zur Beobachtung bis zum Abendessen im Krankenflügel bleibt, falls die Medizin nicht so gut wirkt. Und Imogene würde sicher nie dagegen handeln. Das passt einfach nicht zu ihr.”
Albus hörte ihr aufmerksam zu. Den selben Schluss zog er auch, obwohl er Gene kaum kannte. Aber würde das nicht bedeuten, dass wirklich etwas passiert war? Der Gedanke war nicht sehr angenehm. Es war mehr als unangenehm.
“Vielleicht sollten wir zu nem Lehrer”, meinte er überlegend, doch Nea schüttelte sofort den Kopf. Das irritierte Albus. Wollte sie nicht ihre Schwester wiederfinden?
“Das wäre zu übertrieben”, erklärte sie ihre Antwort etwas lächelnd. Da würde man sie doch nur für verrückt halten. Schließlich konnte man gehen wohin man wollte.
“Na gut...dann eben nicht. Aber wenn sie bis zum Abendessen nicht auftaucht...dann gehen wir zu McGonagall”, entgegnete Albus, das war das vernünftigste, was sie tun konnten.
Aranea nickte und sodann machten sie sich wieder auf die Suche...

Sonntag, 17. Februar 2013

Kapitel 6- Neugier

Das Gespräch mit ihrer Großmutter hatte Imogene fast bis in die frühen Morgenstunden wachgehalten. Glücklicherweise war der Tag ein Samstag, also konnte sie ausschlafen. Wenn sie nur schlafen könnte. Ihr Kopf schwirrte von all den Dingen, die sie ihrer Großmutter erzählt hatte.
Die beiden hatten ein fast geschwisterliches Verhältnis zueinander, was Imogene im Laufe des Abends dazu veranlasste, ihr sogar von ihren Gefühlen für Albus zu erzählen. Narcissa war nicht gerade das, was man erfreut nannte, verstand aber auch, dass man sich seine Gefühle nicht aussuchen konnte.
Innerlich hoffte sie ein bisschen, es wäre nur eine Phase, eine Schwärmerei vielleicht. Dracos Entscheidung, Nathanael für seine Tochter auszusuchen, verwunderte sie nicht.
Aber sie fand es auch unverständlich.
Sie hatte Gene versprochen, nochmal mit ihm zu reden.

Viel Hoffnung hatte die Fünfzehnjährige nicht.
Einigermaßen lebendig, aber verdammt müde, hing Imogene am nächsten Morgen am Slytherintisch und rührte in ihrer Müslischale.
Sie war eigentlich zu müde um etwas zu essen. Ihr Blick galt fast unablässig dem Ravenclawtisch, aber Albus konnte sie nicht entdecken. Vielleicht hatte er ja ihre Aufmerksamkeit bemerkt und war genervt davon?
Der Gedanke gefiel ihr gar nicht und ließ sie sich selbst schimpfen. Sie war viel zu aufdringlich.
“Guten Morgen, Gene”, zwitscherte Aranea und setzte sich schwungvoll neben ihre Schwester, “weißt du, was ich heute gehört habe? Sie wollen einen Schulball geben! Nächsten Freitag, sogar mit Prinzenpaarwahl!”
Nea wirkte hellauf begeistert, doch Imogene konnte dem nichts abgewinnen.
“Aha”, sagte sie nur und schob sich einen Löffel Müsli in den Mund. Gene war eben mehr die Quidditchspielerin, an Beliebheitswahlen war sie nicht interessiert.
Aranea plusterte empört die Wangen auf.
“Wie kannst du nur so wenig Interesse zeigen, Schwesterherz? Du bist eine Malfoy, du musst stolz darauf sein und solche Dinge sollten dich sehr wohl interessieren”, belehrte sie ihre jüngere Schwester mahnend.
Imogene brummte: “Ach, sei doch still. Du weißt genau, dass mich das nicht interessiert.”
Aranea schüttelte den Kopf. Sie konnte ihre Schwester wirklich nicht verstehen. Dann aber wurde ihr Lächeln zu einem kleinen gemeinen Grinsen.
“Wenn du den Wettbewerb gewinnst, wird ja Albus vielleicht auf dich aufmerksam”, merkte Aranea an. Imogene musste zugeben, dass es sehr verlockend klang. Aber so schätzte sie ihn nicht ein. Das wäre ja etwas komplett neues, wenn er auch so drauf wäre, wie diese aufmerksamkeitsheischenden Teenager hier.
“Das glaube ich nicht”, sagte sie also ziemlich entschieden und stand auf, “und jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe wichtigeres zu tun, als mir Gedanken um solch belanglose Dinge zu machen.”
Sie schenkte ihrer Schwester ein kurzes Lächeln, dann verließ sie den Slytherintisch.
Schnellen Schrittes durchquerte sie die Halle und verließ diese.

Kaum bog sie um die Ecke, als sie auch schon gegen ihren Bruder rannte. Der hatte ihr grade noch gefehlt. Heute schienen es wohl alle auf sie abgesehen zu haben, das konnte doch gar nicht wahr sein.
“Hallo, Scorpi”, begrüßte sie ihn murmelnd und wollte direkt weiterziehen, doch der Ältere griff nach ihrem Handgelenk.
“Stehen geblieben, Imogene”, meinte er etwas ruppig, “wir haben ein Hühnchen zu rupfen!”
Gene versuchte, sich seinem Griff zu entreißen und verzog das Gesicht: “Das tut weh! Lass mich los!”
Das tat er dann auch. Doch dabei hörte er nicht auf, sie finster anzusehen und Gene fragte sich, was er schon wieder für einen Spinner hatte. Denn sie hatte doch gar nichts mehr angestellt, seit ihrer Malerei in seinem Gesicht. Oder ging es um seinen Freund, mit dem sie auf der Feier geknutscht hatte? Ja, das konnte sie sich schon vorstellen.
“Was zum Henker hast du dir dabei gedacht, dich bei der Zeremonie mit Rose und Lily sehen zu lassen? Wie oft muss man dir noch sagen, dass du dich von ihnen fernzuhalten hast?”, zischte Scorpius wütend und funkelte sie aufgebracht an. Imogene seufzte nur über seine veraltete Art. Dass er die selbe Einstellung hatte, wie ihr Großvater und teilweise auch ihr Vater, war doch wirklich traurig. Doch einschüchtern ließ sie sich davon schon ziemlich lange nicht mehr.
“Was ist dein Problem? Sie sind meine Freundinnen...kann dir doch egal sein”, erwiderte die Blondine also nur recht trocken und wollte sich an ihm vorbeidrängen. Warum glaubten alle, sie kontrollieren zu müssen? Es war ihr Leben. Ihre Entscheidungen. Und bei Merlin, es ging niemanden etwas an.
“Es geht um unsere Familie! Du ziehst unseren Namen in den Schmutz! Bedeutet er dir gar nichts mehr?”, fragte er nach, klang aber nicht weniger aggressiv. Doch Imogene wurde jetzt wirklich sauer, sie hasste es, wenn jemand ihre Freudinnen beleidigte. Nur weil sie ihre Freundschaft nicht verstanden, musste sie nicht runtergemacht werden.
“Oh bitte! Was habt ihr alle nur immer mit euren Vorurteilen? Rose und Lily sind zufälligerweise sehr kluge und freundliche Mädchen und auch Albus und James sind schwer in Ordnung! Wühl doch in deinem eigenen Dreck, immerhin läufst du mit der Schulhure durch die Gegend und mit einem Volltrottel!”, fuhr sie ihren Bruder aufgebracht an. Selten gebrauchte die Malfoy solche Ausdrücke, war sie doch eigentlich sehr wohlerzogen. Doch damit brachte er sie wirklich zur Weißglut.
Seine Miene wurde kalt wie Eis, sein Blick drückte Verachtung aus: “Manchmal frage ich mich doch wirklich, warum du dich meine Schwester schreist.”
Imogene schnaubte: “Ich habe darum ja auch gar nicht gebeten. Und jetzt geh mir aus dem Weg, ich habe noch zu tun.” Schlecht gelaunt schob sie Scorpius beiseite und eilte an ihm vorbei. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, wie verletztend sie seine Worte empfand. Obwohl sie diese jetzt schon zwei Jahre über sich ergehen ließ änderte sich daran nichts. Die Slytherin konnte auch nicht begreifen, was so tragisch daran war, dass sie toleranter geworden war. Und eben andere Freunde hatte. An Rose und Lily war nichts schlechtes.

Wenig später kam Imogene an der Bücherrei an, was schon verwirrend genug war. Ihre Beine hatten sich wohl selbstständig gemacht, aber so schlimm war das nicht. Hier war es zumindest ruhig. Mit einem Nicken begrüßte sie die Bibliothekarin und ging dann weiter ins Innere. Am besten verkroch sie sich irgendwo in einer Ecke und widmete sich ihren Büchern, bis es Zeit zum Abendessen war oder so. Mit diesem Vorhaben im Kopf wollte sie gerade nach links abbiegen, als sie ein leises Geflüster hörte. Eine der Stimmen gehörte eindeutig Albus, die andere hingegen kannte sie nicht. Eigentlich gehörte es sich zwar nicht, aber neugierig war Imogene schon immer gewesen und immerhin ging es hier um ihren Schwarm. Auf leisen Sohlen schlich sie sich näher an die Stimmen heran und verschwand in der Reihe direkt dahinter. Ebenso lautlos nahm sie ein Buch aus dem Regal, sodass sich ihr ein Blick auf den Tisch dahinter bot. Albus saß einem schwarzhaarigen Mädchen aus Slytherin gegenüber, beide hatten die Köpfe über ein Buch in der Mitte des Tisches gebeugt. Da konnte man ja direkt eifersüchtig werden. Und Gene merkte, dass sie es war, schob es aber nach hinten. Angestrengt versuchte sie, etwas vom Gespräch zu erhaschen, doch mehr als ein paar Fetzen fing sie davon nicht auf.
Unterirdischer Tunnel? Aufträge und Versammlung? Wovon redeten sie da nur? Das ergab doch gar keinen Sinn. Grüblerisch lehnte sie sich etwas zurück, stolperte dabei und landete mit einem lauten Krachen auf dem Boden, nachdem sie sich erstmal an der Holzbank angestoßen hatte. Scharf sog Imogene die Luft ein, der Schmerz war bombastisch, trieb ihr geradezu Tränen in die Augen. Verdammt, warum passte sie nicht einmal auf? Schon kam Albus um die Ecke mit grimmiger Miene, die sich nur ein kleines bisschen erhellte, als er Imogene erkannte.
“Hast du uns etwa belauscht?”, fragte er in recht ruppigem Tonfall und zog das verlegene Mädchen grob auf die Beine. Daraufhin errötete sie noch etwas mehr.
“N..nein, ich hab nur..tut mir leid”, murmelte sie und verzog das Gesicht, als sie auftrat und sich ein ziehender Schmerz über ihr Bein zog, was noch nicht so schlimm war, wie der Schmerz, der in ihrer Hüfte pochte. Da hatte sie sich aber wirklich blöd verletzt.
“Für eine Malfoy hast du verdammt schlechte Manieren. Man lauscht nicht”, wies er sie zurecht, doch Gene meinte, seine Mundwinkel leicht zucken zu sehen. Fand er das Ganze hier etwa lustig? Sie jedenfalls tat es nicht. Aber daran war sie auch selbst schuld.
“Für einen Potter hast du erstaunlich viel mit Slytherins zu schaffen”, gab sie murrend zurück und griff nach ihren Sachen. Heute schien wirklich ein verfluchter Tag zu sein. Ob sie sich besser einfach in ihr Zimmer verziehen sollte?
Albus Blick wanderte zurück zu der Schwarzhaarigen, die Imogene nun als Wendy Bullstrode erkannte, welche mit verschränkten Armen und ungeduldigem Blick neben dem Regal stand.
“Wir sind in einer Klasse, warum sollte ich nichts mit ihr zu tun haben?”, fragte er dann wieder an Imogene gewandt und zuckte die Schultern. Für ihn war da wirklich nichts dahinter. Er wusste auch gar nicht, warum er sich überhaupt vor ihr rechtfertigte.
Gene sagte darauf nichts. Ganz bestimmt wollte sie nicht auch noch mit einer dritten Person streiten, ganz besonders dann nicht, wenn sie eigentlich schuld an der Situation war.
“Schon gut..ich wollte euch nicht belauschen. Ich gehe jetzt besser”, winkte die Blondine ab und setzte auch wirklich dazu an, doch kaum hatte sie einen Schritt gemacht, ging sie wimmernd in die Hocke. Bei Merlin, was hatte sie bitte gemacht, dass ihre Hüfte so wehtat? So stark war sie doch gar nicht gegen die Bank geprallt.
So würde sie ewig brauchen, bis sie in ihrem Zimmer war. Es war zum Haare raufen. Sie hörte ein Seufzen und im nächsten Moment stand Albus vor ihr und ging mit dem Rücken zu ihr in die Hocke: “Na los, steig auf. Ich bringe dich zum Krankenflügel.”
Imogene blinzelte verdutzt und errötete erneut: “W-was? Das..das ist nicht nötig, ich schaff das schon alleine.”
Sie würde sich doch wohl nicht von ihm durch die Gegend tragen lassen?! Wie sah das denn aus? Al warf ihr einen mürrischen Blick zu: “Das will ich sehen.”
Die Malfoy presste die Lippen zusammen und rappelte sich auf, um ihren Weg fortzusetzen, doch auch dieses Mal kam sie nicht weit. Innerlich fluchte sie, während sie versuchte, keinen Ton von sich zu geben.
“Legst du jetzt deinen Stolz ab und lässt dir von mir helfen?”, fragte der Junge ungeduldig, während Wendy sich ein Lachen verkniff.
Das war so demütigend. Aber nicht, weil sie Hilfe brauchte, sondern weil es ausgerechnet Albus war, der sie ganz offenbar Huckepack nehmen wollte.
“Ich bin viel zu schwer”, nuschelte Imogene, trat aber unsicher einen Schritt auf ihn zu. Der Potter musste lachen: “Seh ich etwa so schwach aus? Außerdem bist du bestimmt nicht zu schwer. Jetzt mach schon oder willst du hier Wurzeln schlagen?”
Imogene schüttelte den Kopf und kletterte schließlich auf seinen Rücken, hielt sich zaghaft an seinen Schultern fest. Himmel, er roch so gut. Ihr Herz schlug so schnell, dass ihr davon fast schwindelig wurde, so nah war sie ihm noch nie gewesen! Seltsame Umstände hin oder her, das war es doch wirklich wert.
Albus richtete sich auf und sagte Wendy, dass er dann nochmal zurück kommen würde, ehe er sich auf den Weg zum Krankenflügel machte.
Die meiste Zeit schwiegen sie, aber das war Imogene recht, konzentrieren konnte sie sich eh nicht. Aber es interessierte sie, was in Albus Kopf vorging, er wirkte sehr gedankenverloren. Eigentlich kannte sie ihn kaum, fiel ihr auf, als sie sich diese Frage stellte. Sie würde ihn so gern besser kennen...allein, dass er sich um sie sorgte, obwohl er sauer sein sollte zeigte doch, was für eine tolle Person er war, oder?
“Worüber haben Wendy und du geredet, wenn ich fragen darf?”, fragte die Malfoy ein wenig schüchtern, schließlich wusste er sowieso schon, dass sie gelauscht hatte. Da konnte sie gleich auch nachfragen.
Albus zuckte leicht die Schultern: “Nichts wichtiges.”
Also etwas sehr wichtiges. Und geheimes. Das machte sie gleich noch viel neugieriger! Sie wünschte, sie hätte ein Langziehohr dabei gehabt. Aber nein, sowas schleppte sie selten mit sich rum.
“Verstehe”, gab sie also wenig überzeugt zurück. Aber er hatte ja recht, es ging sie überhaupt nichts an. Sie waren nichtmal befreundet. Vielleicht konnte man das aber ändern? War doch eine gute Möglichkeit dafür jetzt.
Doch viel zu schnell waren sie im Krankenflügel, der bis auf die Krankenschwester leer war. Behutsam ließ Albus das Mädchen auf einem der Betten hinab und legte ihre Tasche neben sie.
“Danke fürs Bringen”, sagte Gene sofort und meinte es auch wirklich ernst. Trotz ihres dummen Verhaltens, ihn davon abhalten zu wollen.
“Kein Problem, alleine wärst du ja morgen noch nicht da gewesen”, gab er zurück und schmunzelte etwas. Sie errötete nur wieder ein wenig, besann sich dann aber nochmal auf ihre Manieren: “Und es tut mir wirklich leid, dass ich gelauscht habe. Ich bin viel zu neugierig.”
Zustimmend nickte Albus: “Das bist du wirklich, aber du hast dich ja gleich selbst dafür gestraft. Pass nur auf, dass dir deine Neugier nicht irgendwann zum Verhängnis wird, kleine Malfoy.”
Mit diesen Worten verließ er das Krankenzimmer und Imogene konnte ihm nur verblüfft hinterherstarren. Was fiel ihm ein? Nannte sie einfach kleine Malfoy..pah!
Trotzdem bekam sie ihr Lächeln nicht aus dem Gesicht. Er hatte mit ihr gesprochen...und sie sogar getragen. Das war mehr als sie je gedacht hatte.