Sonntag, 3. Juni 2012

Kapitel 3- Auf nach Hogwarts!

Albus saß am nächsten Morgen bereits hellwach in der Küche, als seine Geschwister und Eltern erst betraten.
“Nanu, du bist aber früh auf, Brüderchen!”, stellte Lily schmunzelnd fest und rutschte neben ihrem Bruder auf die Bank. Ihr rotes Haar hatte sie heute mit zwei geflochtenen Zöpfen gebändigt, in ihren Augen tanzte Vorfreude.
Schließlich sollte es heute nach Hogwarts gehen!
Aber eigentlich war nur die Jüngste der Potters wirklich aufgeregt. Obwohl sie jetzt auch schon ins vierte Jahr kam, fand sie es immer wieder total interessant.
Albus hoffte, dass sie sich diese unschuldige Kindlichkeit immer bewahren würde. Das machte sie einfach besonders.
Ginny fing an, in der Küchenzeile herumzuhantieren: “Wir fahren pünktlich um neun Uhr los. Die Straßen werden wieder voll gestopft sein. Ich will kein Gezicke, keinen Streit und kein Gejammer hören.”
“Warum fahrt ihr mit dem Auto? Ihr könnt doch Flohpulver verwenden”, mischte sich James ein und lehnte sich gelassen an die Anrichte, während der Kaffeeduft die Luft erfüllte.
“Auja, Flohpulver! Mama, das wäre doch viel lustiger! Biiiiiitte!”, bettelte Lily und sprang auf, “dann müssten wir nicht im Stau stehen!”
Ginny warf ihrem Sohn einen funkelnden Blick zu, der soviel hieß wie ‘Danke, James!’ - und das nicht nett gemeint.
Ihr ältester Sohn zuckte die Schultern und grinste unschuldig.
Doch es war Albus, der das Wort ergriff: “Das wäre ziemlicher Blödsinn, Lily! Das würde den Tieren nicht gut bekommen. Außerdem ist es umständlich mit dem Gepäck.”
Das Mädchen zog eine Schmollmiene und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ihr vorwurfsvoller Blick traf James: “ Warum schlägst du etwas vor, das wir nicht machen können? Das war gemein!”
James grinste frech und stieß sich von der Anrichte ab: “Tja, Schwesterchen. Blöd gelaufen.”
Der Schwarzhaarige schnappte sich einen Apfel und ging zur Küchentür.
“Passt auf euch auf, Zwerge. Sonst muss euer großer Bruder kommen und euch retten”, fügte James noch hinzu und lachte, dann verschwand er aus der Tür.
Lily kaute auf ihrer Unterlippe herum und sah dann zu ihrer Mutter: “Kommt James denn gar nicht mit nach King’s Cross, Mom?”
Ginny ließ die Teller mit Omletts auf den Tisch schweben und schüttelte den Kopf: “Heute ist auch der Beginn der Aurorenausbildung. Also kann er nicht mitkommen.”
“Das ist so schade”, nuschelte Lily und spießte seufzend ein Stückchen Omlett auf ihre Gabel.

Das restliche Essen verlief ohne Ereignisse und schließlich wurde es doch etwas hektisch.
“Habt ihr alles? Lily, dein Mantel hängt noch im Flur. Albus, jetzt beeil dich doch”, hörte man Ginnys Stimme ununterbrochen, während die Kids ihre Koffer bereits zum Auto brachten.
Harry wartete schon beim Fahrzeug und öffnete den Kofferraum, damit Lily und Albus ihre Sachen im magisch vergrößerten Stauraum unterbringen konnten.
“Ich kann euch heute leider nur zum Bahnhof bringen und muss gleich weiter”, gestand nun auch er seinen Kindern.
“Ist das dein Ernst, Vater?”, fragte Albus mit zusammengezogenen Augenbrauen und wechselte einen enttäuschten Blick mit seiner Schwester.
In all den Jahren war es nicht einmal vorgekommen, dass nicht beide Elternteile sie verabschiedeten.
“Tut mir leid. Aurorenlehrlinge schulen sich nicht von selbst ein”, meinte Harry mit einem schwachen Grinsen.
“Also ist daran nur James schuld”, beschwerte Lily sich kichernd und kletterte auf den Rücksitz des Autos.
Albus rutschte nach und legte den Sicherheitsgurt an: “Er ist mit Sicherheit nicht der einzige Aurorenschüler, der jetzt anfängt, Lils.”
Seine Schwester streckte ihm die Zunge raus und die beiden beobachteten, wie ihre Eltern noch ein paar kurze Worte wechselten und ernste Blicke tauschten.
“Was sie wohl zu besprechen haben?”, fragte Albus halblaut und runzelte nachdenklich die Stirn.
Es kam nicht häufig vor, dass ihre Eltern sich so geheimniskrämerisch verhielten. Und wenn sie es doch taten, war es ziemlich ernst.
“Wahrscheinlich geht es um Jamsie”, meinte Lily, “die beiden beraten sich zurzeit ständig und andauernd wegen ihm. Mom ist nicht so glücklich damit, dass er dasselbe machen will wie Dad.
Sie macht sich Sorgen.”
Albus war ein wenig überrascht, dass seine jüngere Schwester so gut bescheid wusste. Allerdings war sie auch der Liebling in der Familie. Hatte das Nesthäkchen nunmal so an sich.
“Verstehe”, schaffte er es noch zu sagen, als seine Eltern schließlich einstiegen und mit Schweigen losfuhren.


Imogene blinzelte müde, als das Sonnenlicht sich ihre Bahnen durch den Vorhang brach. Ihr Kopf tat weh und sie fühlte sich ziemlich neben der Spur.
Im nächsten Moment fuhr sie hoch.
“Verdammt!”, fluchte sie vor sich hin. Sie konnte nicht glauben, dass die Party ihres Bruders für sie damit geendet hatte, dass ihre Schwester sie betrunken ins Zimmer gebracht hatte.
Sie war stinkwütend auf ihren Bruder. Schließlich war es seine Schuld! Scorpius hatte ihr immerhin den Feuerwhiskey gegeben.
Brummig schälte sich die Malfoy aus dem Bett und eher im Halbschlaf, taumelte sie zu ihrem Kleiderschrank, wo sie wahllos irgendwelche Klamotten rausholte.
Vermutlich saß ihre Familie bereits beim Frühstück und ihre Abwesenheit war noch niemandem aufgefallen. Außer Nea vielleicht.
Nea!
Hastig streifte sich Imogene die Klamotten über und machte sich im Badezimmer zurecht. Sie liebte ihre Schwester und konnte ihr meistens auch vertrauen. Doch Aranea kroch Draco zu gern in den Hintern und Imogenes Zustand war dafür ein ziemlich gefundenes Fressen.
Abgesehen davon war ja am heutigen Tag die Abreise nach Hogwarts.
Kurz schweiften die Gedanken der Blonden ab. Möglicherweise würde sie heute ihren Schwarm wiedersehen. Spätestens im Hogwarts Express würde sie ihm über den Weg laufen. Denn genauso wie ihr Bruder, war auch Albus Potter ein Vertrauensschüler. Die beiden hassten sich aufs Blut, doch die Umstände zwangen sie, in gewissem Maß zusammenzuarbeiten. Und das wiederum war gut für Imogene.
Sie wischte ihre Gedanken beiseite und ging nach unten.

Wie nicht anders erwartet, befand sich der Rest der Malfoys bereits am Tisch. Alle vier sahen auf Imogene, als sie den Speisesaal betrat und sie blickte etwas kühl zurück- jetzt war schauspielern wieder angesagt.
“Guten Morgen, Vater und Mutter. Geschwister”, begrüßte sie ruhig und setzte sich an ihren Tisch. Scorpius sah erstaunlich fit aus, stellte sie beiläufig fest.
“Imogene Genevive, wir haben etwas zu besprechen”, hallte Dracos Stimme von den Wänden, bevor Imogene überhaupt nach einem Brötchen greifen konnte.
Schnell sah sie zu ihrer Zwillingsschwester, die ein unschuldiges Lächeln zeigte.
Oh...Aranea, das wirst du büßen!, dachte sich Imogene grimmig und richtete ihre Aufmerksamkeit mit gelassener Miene auf ihren Vater: “Ja, Vater?”
“Mir ist zu Ohren gekommen, dass du bei der Geburtstagsfeier deines Bruders ziemlich viel getrunken hast”, fing Draco mit gefährlicher Ruhe an.
Aus dem Augenwinkel sah Gene, wie Nea immer weiter in den Sitz sank.
Sollte sie ruhig! Später würde sie noch ein ernstes Wörtchen mit ihrer Schwester reden müssen.
“Mag sein. Warum?”, fragte Imogene ungerührt und sah ihren Vater ausdruckslos an, auch wenn sie sich innerlich nicht ganz furchtlos auf ein Donnerwetter vorbereitete.
“Warum? WARUM?!”, donnerte Draco schließlich wirklich los und starrte seine Tochter wütend an, “du bist fünfzehn! Was hast du dir dabei gedacht?”
Imogene schrumpfte auf ihrem Stuhl zusammen und stocherte in ihrer Müslischale herum.
“Es war Scorpius Schuld! Er hat mir den Feuerwhiskey untergejubelt und außerdem war doch die Gesellschaft dieser Hohlbirnen gar nicht anders zu ertragen”, kommentierte Imogene den Wutausbruch ihres Vaters, obgleich sie ihn auch verstand. Sie war ohnehin keine von diesen Partyteenies.
Hätte das nicht dafür sorgen sollen, dass alles gut ausging?
“Aber es war deine eigene Entscheidung, den Whiskey zu trinken. Schwesterherz”, meinte Scorpius gehässig, “und ich habe dir auch nur ein Glas angedreht. Die anderen fünf hast du selbst gekippt.”
“Du hast mich aber gezwungen, an deiner bescheuerten Party teilzunehmen, obwohl ich gar nicht wollte!”, verteidigte sich Gene wütend und funkelte ihren älteren Bruder an, ihre Hand umfasste den Griff des Löffels so fest, dass er sich leicht bog.
Nun mischte sich auch Astoria ein: “Beruhigt euch alle drei. Es ist doch schön, dass dein Bruder dich dabei haben wollte, Imogene. Und Scorpius, war es wirklich nötig, ihr den Whiskey anzudrehen?”
Draco richtete sich zu seiner vollen Größe auf: “Wenn das noch einmal vorkommt, dann gibt es richtig Ärger, für euch alle beide! Damit das klar ist!”
“Das wird auch nicht mehr vorkommen. Ich geh zu keiner bescheuerten Scorpius-Party mehr”, motzte Imogene und warf allen Anwesenden einen vernichtenden Blick zu.
Der Appetitt war ihr vergangen und sie schob die Schale von sich.
Das war mal ein guter Morgen.

Harry hatte sich von seinen Kindern verabschiedet und war dann direkt disappariert.
Ginny brachte ihre Kinder zum Gleis 9 ¾, auch wenn das in Albus’ Ansichten völlig überflüssig war. Er war sechzehn und somit alt genug, auf sich und seine Schwester aufzupassen. Aber er wusste, dass er seine Mutter nicht davon abbringen können würde, also legte er sich gar nicht erst mit ihr an.
“Und wenn irgendjemand Probleme macht, dann haltet euch da raus, okay? Mischt euch um Himmels Willen nicht ein! Es hat bei Gott schon gereicht, dass James lettes Jahr fast geflogen wäre, ich will nicht, dass einer von euch wirklich fliegt”, ermahnte Ginny ihre Kinder bestimmt.
“Das ist aber nicht fair! Du und Dad ward auch nicht gerade Musterschüler an Vorbildlichkeit”, beschwerte sich Lily schmunzelnd, nickte aber brav.
Lily war definitiv die artigste der Potter-Kinder und hatte bisher nie etwas angestellt.
“Das heißt nicht, dass ihr uns nachmachen müsst”, entgegnete ihre Mutter streng, aber ihre Mundwinkel zuckten, sie verbarg ein Lächeln.
“Passt einfach auf euch auf”, meinte sie und drückte Lily einen Kuss aufs Haar, ehe sie ihren Sohn an sich zog, “pass auf deine Schwester auf.”
Albus nickte leicht: “Natürlich, Mom. Und mach dir nicht soviele Gedanken um James. Er schafft die Ausbildung mit links.”
Ein wenig überrascht sah die rothaarige Potter ihren Sohn an: “Woher weißt du das?”
Nur ein unbestimmtes Lächeln war seine Antwort darauf, ehe er die Hände auf seinen Gepäckswagen legte und ihn anschob.
Lily folgte ihm auf den Fuß und hob dann ihre Sachen hoch, damit er sie reintrug.
“Ausnahmsweise”, kommentierte Albus und nahm ihr die Koffer schmunzelnd ab.
Dann ging er mit seiner Schwester geradeaus, bis sie ein freies Abteil fanden und sich in dieses setzten.
Lily öffnete das Fenster um noch ein paar Worte mit ihrer Mutter zu wechseln.

Der Abschied zwischen den Malfoys fiel etwas kühler aus. Vorallem von Imogenes Seite aus. Eine steife Umarmung war alles, was sie ihren Eltern zugute kommen ließ. Wobei sie ihre Mutter schon etwas inniger umarmte.
Aranea hingegen machte ihrem Vater allerhand Versprechen und versicherte ihm brav zu sein und nichts anzustellen.
Scorpius versprach das selbe seiner Mutter.
Imogene hingegen lief einfach schonmal mit ihren Sachen los und es dauerte nicht lange, bis Areana zu ihr aufschloss.
“Bist du mir böse, Gene?”, fragte sie in einschmeichlerischem Tonfall.
Ihre Schwester sah sie grimmig an: “Der Ton hilft bei Vater, aber nicht bei mir, Aranea. Wie konntest du mir das antun? Ich dachte, du bist meine beste Freundin!”
Kurzes Schweigen breitete sich aus, während dem die beiden nebeneinander zum Waggon liefen.
“Es tut mir leid, Gene”, murmelte Aranea schließlich kleinlaut und in versöhnlichem Tonfall, “aber du weißt doch, wie ich bei Papa bin. Ich kann einfach nicht anders..”
“Ja, das ist wirklich armselig”, grummelte Imogene und beschleunigte ihre Schritte, war aber schon ein wenig milder gestimmt.
Beide Mädchen kletterten in den Zug und Scorpius kam direkt nach seinen Schwestern und bugsierte sie ins Abteil: “Wir bleiben zusammen.”
Imogene grummelte vor sich hin, sie hasste es bevormundet zu werden, überhaupt von ihrem Bruder.
Nea hingegen setzte sich direkt ans Fenster und winkte ihrem Vater noch fröhlichst zu.
Scorpius warf sich direkt seinen Umhang über und steckte das Vertrauensschülerabzeichen an die Brust.
“Ich verstehe nicht, wie du Vertrauensschüler werden konntest, Scorpius. Du bist doch alles andere als ein Vorzeigeschüler”, meinte Imogene etwas trocken und knabberte an einem Schokofrosch.
Da sie beim Frühstück nicht viel runterbekommen hatte, war sie eigentlich wahnsinnig hungrig.
Ihr Blick wanderte dabei zur Abteiltür, sie hatte die kleine Hoffnung, vielleicht Albus zu sehen zu bekommen.
Stattdessen lief ein rothaariges Mädchen vorbei, welches ebenfalls ihre Aufmerksamkeit weckte.
Zögernd hob sie die Hand zum Gruß und Rose winkte lächelnd zurück.
Ehe ihr Blick grimmig Scorpius streifte.
Dass die beiden sich überhaupt nicht leiden konnten, war ein offenes Geheimnis und schnell huschte die Weasley weiter.
Gene fand es ehrlich gesagt ziemlich nervig, dass diese blöde Familienfehde immer noch bestand.
Lily und Rose waren zwei ihrer engsten Freunde und es störte sie zutiefst, dass sie diese nur treffen konnte, wenn ihre Geschwister nicht in der Nähe waren.
Wobei sie jedoch zugeben musste, dass Aranea noch um einiges toleranter war als Scorpius. Ihre Zwillingsschwester nannte die Weasleys wenigstens nicht Blutsverräter. Und das Wort Schlammblut befand sich auch nicht in ihrem Vokabular, in ihrem übertragenen Sinne.
Scorpius hingegen war zum Großteil wirklich wie Draco.
Eine richtige Kopie. Ein Clon!
Sie schob ihre Gedanken beiseite und kam blinzelnd wieder in die Realität.
“Na, wieder unter uns?”, fragte Nea schmunzelnd und das Aufblitzen in ihren Augen verriet imogene, dass ihre Schwester wohl schon öfter versucht hatte, zu ihr durchzuringen.
“Ehm..ja. Auf gehts nach Hogwarts”, murmelte Gene, als der Zug sich in Bewegung setzte. Ihre Vorfreude war groß und sie war gespannt, was das neue Jahr für sie alle bereithielt.