Donnerstag, 31. Mai 2012

Kapitel 2- Partytime

Es war knapp nach Sonnenuntergang, als das Malfoy- Manor sich langsam mit Leben füllte. Natürlich kamen viele, um die Party von Scorpius Malfoy nicht zu verpassen. Abgesehen davon, dass es um einen Malfoy ging, war der Junge berühmt berüchtigt für die besten Partys überhaupt. Und gerade weil er diesen Namen trug, bedurfte es seiner persönlichen Einladung, sodass fast alle Slytherins der letzten zwei Klassen vertreten waren. Unter ihnen Adrian Zabini, Leon Goyle und die Schönheit Miranda Fletcher. Imogene saß mit ihrem Notizbuch auf einem der Sessel neben dem Kamin und war vertieft darin, ein neues Gedicht zu schreiben. Sie schenkte ihrer Umgebung wenig Beachtung. Wer jetzt jedoch glaubte, das Mädchen wäre nicht interessiert an ihren Mitmenschen, täuschte sich gewaltig. Keinem der Malfoys lag so viel an seinen Mitmenschen, wie Imogene. Ihr jetzt zu Schau gestelltes Desinteresse lag in drei Punkten. Erstens, sie war in ihr Gedicht vertieft. Zweitens, es waren alle älter als sie, wer störte sich also an einem Mädchen wie ihr. Und zu guter Letzt, mochte sie die Freunde ihres Bruders eigentlich nicht. Viele von ihnen dachten so schrecklich konservativ. Gryffindors wären Feinde, ebenso alle Potters und Weasleys. Ganz besonders schlimm war es, sich mit Rose oder Albus anzufreunden. Rose wäre ihrer Mutter viel zu ähnlich, die- um es mit den Worten ihres Vaters auszudrücken- ein kleines, dreckiges Schlammblut war. Imogene hasste diese Bezeichnung. Und Albus, so sagen sie, wäre seinem Vater zu ähnlich. Eine Nervensäge, ein Besserwisser und immer im Mittelpunkt. Mit letzterem war er Konkurrenz für Scorpius. Dabei wollte Al das gar nicht. Was ihre Familie wohl sagen würde, wenn Imogene ihnen erzählen würde, dass ausgerechnet Rose eine ihrer besten Freundinnen war? Dass ausgerechnet Albus derjenige war, der ihr Herz in letzter Zeit zu Kapriolen veranlasste? Vermutlich würden sie ihre Tochter in eine Anstalt einweisen lassen. Oder verbannen. Beides jagte ihr Furcht ein, denn auch wenn das Verhältnis unter ihnen eher kühl war, so lag zumindest ihr viel an ihrer Familie. Auch wenn diese Geheimniskrämerei definitiv nicht ihre Lieblingsbeschäftigung war. Als sie den Kopf hob, um sich gewohnheitshalber umzusehen, traf sie Scorpius genervter Blick. Oder war er schon eher strafend? Sie blickte ein wenig eisig zurück. Er hatte doch darauf bestanden, sie hier zu haben, also brauchte er sich nicht zu wundern, wenn sie sich jetzt selbst beschäftigte. “Was?”, fragte sie, als er sie noch immer ansah und ihr Bruder kam auf sie zu. “Liebe Imogene, wieso vergräbst du deine Nase in den Büchern, statt dich mit den Leuten zu unterhalten? Du kannst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass zwischen all den Gästen niemand ist, der deine Aufmerksamkeit erregen kann?”, fragte Scorpius mit einem süffisanten Grinsen. Das machte die junge Malfoy ziemlich misstrauisch. Warum legte ihr Bruder Wert darauf, dass sie sich mit jemandem unterhielt? “Ich bin eben einfach nicht interessiert an kopflosen Unterhaltungen, wie sie nur deine Freunde zu führen verstehen”, antwortete Imogene in leicht überheblichem Tonfall, während sie ihren Blick über die Gäste schweifen ließ. Ein Teil davon war bereits jetzt schon angetrunken und das fand die Blonde einfach nur widerwärtig. “Du bist viel verklemmt, Schwesterherz. Sieh nur, wie sich alle amüsieren und du sitzt hier und liest ein Buch!”, kommentierte Scorpius abermals und zog seinen Freund Jason Helling zu sich. Imogene seufzte auf. Der Sechstklässler hatte schon einige Male offen Interesse an ihr bekundet, doch sie mochte ihn nicht. Er war ihrem Bruder ähnlich, nur noch schlimmer in Sachen Arroganz. “Also los, amüsiert euch”, grinste Scorpius und machte sich aus dem Staub. Imogene warf Jason einen kurzen Blick zu, ehe sie sich wieder ihrem Buch widmete. “Sei doch nicht so kalt, kleine Lady”, sagte Jason schmunzelnd zu ihr und setzte sich neben ihrem Stuhl zu Boden, “lass uns doch tanzen.” “Kein Bedarf”, erwiderte die junge Malfoy kühl und machte sich noch etwas kleiner. Ihre Haare verdeckten zum Glück ihr Gesicht, denn die Gleichgültigkeit ihrer Miene war beinahe erschreckend. Man konnte eben daraus lesen, wie wenig sie sich für die Leute in diesem Raum interessierte. Jason ließ jedoch nicht locker: “Ach komm schon! Mister Cool und Lady Cute, wir sind perfekt für einander geschaffen!” Das blonde Mädchen schnaubte. Das war doch lächerlich! Als ob sie sich für so einen Trottel interessieren würde. Ihr Herz gehörte längst jemand anderem. Nicht, dass sie dies irgendjemandem sagen würde. Ihr böser Blick traf Scorpius, der sie nur hämisch angrinste und sein Glas mit Feuerwhiskey hob. Nach weiteren quälenden fünf Minuten in Jasons Gegenwart, erhob sich Imogene genervt von ihrem Platz und ging auf die Minibar zu. Ein kleines Butterbier durfte sie ja wohl trinken. Sie griff nach einem Glas, als Scorpius schon wieder neben ihr auftauchte. “Wieso bist du so gemein zu Jason? Du brichst ihm das Herz, Schwesterherz”, sagte er in lästerhaftem Tonfall und Gene sah deutlich, wie er sich das Grinsen verkniff. “Als ob dich das interessieren würde, Scorp”, entgegnete sie trocken, “außerdem ist er ein Idiot.” Sie trank einen Schluck von dem Butterbier und sah sich wieder um. Mittlerweile war die Party so weit fortgeschritten, dass die meisten Hemmungen gefallen waren und die Gäste eng aneinander tanzten, andere auch rumknutschten. Imogene fand das ziemlich widerlich, wenn sie ehrlich war. Mit Anstand hatte das nichts mehr zu tun. “Du weißt einfach nicht, was gut ist, Imogene. Er wäre eine gute Partie. Seine Eltern sind reich, er sieht nicht schlecht aus und er ist gar nicht so unbeliebt”, zählte Scorpius grinsend auf. “Dann heirate ihn doch”, meinte das Mädchen nun unwirsch und trank noch etwas von dem Butterbier, bevor es ihr aus der Hand genommen wurde. Böse funkelte sie ihren Bruder an: “Gib es mir sofort wieder!” Er hob die Hand: “Einen Moment, Kleine!” Der Malfoy drehte sich kurz um mit dem Glas und hantierte herum, ehe er ihr das Glas wieder in die Hand drückte. “Hier trink.” Misstrauisch verzog seine Schwester das Gesicht. Das Getränk roch gar nicht nach Butterbier. Viel eher nach Feuerwhiskey. Und das konnte die Fünfzehnjährige so gar nicht ab. “Willst du mich vergiften?”, fragte sie vorwurfsvoll und schob das Glas von sich. Plötzlich wurde ihr von hinten der Arm um die Taille gelegt. Sie zuckte zusammen, als ihr Jasons Geruch in die Nase stieg und seine Stimme nah an ihrem Ohr erklang: “Komm schon, Principessa! Sei mal ein bisschen lockerer. Nimm dir ein Beispiel an deinem coolen Bruder.” Genervt schüttelte Imogene den Arm ab und trat einen Schritt zurück. Eine spitzzügige Bemerkung lag dem Mädchen auf der Zunge, doch sie sprach es nicht aus. Stattdessen griff sie wieder nach dem Glas. Vielleicht konnte ihr der Alkohol doch den Abend erleichtern. Also kippte sie das grässliche Zeugs in einem Zug runter. Eine halbe Stunde später saß Imogene auf Jasons Schoß, während seine Stimme auf sie einrieselte. Sie empfand es fast als angenehm, da er eine warme, tiefe Stimme hatte, außerdem war er etwas heiser, was ihr auch ganz gut gefiel. Aus dem Augenwinkel sah sie das triumphierende Grinsen ihres Bruders und wären ihre Sinne nicht so von dem ganzen Alkohol vernebelt, dann wäre sie wohl höchst sauer auf ihn. “Weißt du, Kleines...du bist schon etwas sehr Besonderes”, nuschelte Jason und strich der Blonden eine Haarsträhne aus dem Gesicht, “hübsch wie eine Elfe. Süß wie Honig. Du riechst nach nachtblühenden Rosen und deine Stimme ist zart wie die Saite einer Harfe.” Unwillkürlich musste Imogene auflachen: “Das ist so kitschig!” Dem folgte ein leicht kehliges Lachen von Jason: “Mh, mag sein, kleine Lady...aber ich kann einfach nicht anders..” Er beugte sich nach vorne und presste seine Lippen auf Imogenes, auf bestimmende und harsche Weise. Im ersten Moment war die junge Malfoy zu gelähmt vor Schreck und Überraschung, um sich dagegen zur Wehr zu setzen. Was hat das zu bedeuten? Er soll mich loslassen!, schoss es ihr durch den Kopf und zaghaft fing sie an, doch zu versuchen, sich seinem Griff zu entwenden. Doch lange hielt ihr Protest nicht an, denn die Art wie er sie küsste, machte Imogene schwach. Und so verschwanden ihre Gedanken um ihren Schwarm, ihr Unwille diesem Kerl näher zu kommen und ihre Vernunft weit in eine Ecke ihres Gehirns. Jason bemerkte, dass sie ihren Widerstand aufgab und tastete sich mit einer Hand unter den Saum ihres Rockes, strich über ihren Oberschenkel, während er sie mit der anderen Hand im Nacken an sich gepresst hielt. Es war ziemlich deutlich, wie weit er zu gehen bereit war- nämlich aufs Ganze. Hitze kroch durch Imogenes Venen, als sie diese Möglichkeit in Betracht zog. Im Moment würde sie sich wirklich alles zutrauen, denn klare Gedanken konnte sie keine mehr fassen, soviel stand fest. Jason sah das wohl ähnlich, denn seine Hand wanderte zur Vorderseite ihrer Bluse und er knöpfte die ersten beiden Knöpfe auf. Plötzlich wurde seine Hand jedoch weggezogen und Scorpius stand vor ihnen: “Treibt es nicht zu weit!” Verdutzt sah Gene ihren Bruder an. Zuerst wollte er sie unbedingt mit dem Idioten zusammen bringen und nun wo sie beschäftigt waren, hatte er ein Problem damit? Männer und Logik! “Sorry, man”, meinte Jason schulterzuckend und hob Imogene von seinem Schoß: “Ich hole uns mal etwas zu trinken.” “Okay”, meinte Imogene kichernd und streckte ein Bein in die Luft. So schrecklich war die Party ja doch nicht. Vier Gläser Feuerwhiskey später spielte die junge Malfoy mit den “Erwachsenen” Wahrheit oder Pflicht. Sie hatte keine Ahnung mehr, wieviele Lippen sie schon geküsst hatte und wieviele Fragen beantwortet, aber bei der Frage nach ihrem Schwarm war sie hartnäckig schweigsam geblieben. Niemand durfte davon erfahren. Außer eine gewisse Person. Mit Schwung ging die Tür zum Salon auf und alle Anwesenden wandten sich der Tür zu. Verblüffung machte sich breit, als ein blondes Mädchen in der Tür erschien, höchstens fünfzehn oder sechzehn Jahre alt und beinahe ein Ebenbild von Imogene. “Was ist hier denn los?”, fragte Aranea Leonore Malfoy in misstrauischem Tonfall und ehe einer der Anwesenden groß etwas sagen konnten, flog Imogene ihrer Zwillingsschwester schon um den Hals. “Swesterhers...du bischt wieder da!”, säuselte die Blonde und drückte ihre Schwester. Aranea drückte sie kurz zurück und verzog angewidert das Gesicht: “Imogene, bist du etwa betrunken?” Gene löste sich von ihrer Schwester und sah sie unschuldig an: “Nur’n bis’en angetrungen!” Scorpius grinste: “Na na macht mal nicht so einen Wirbel darum. Das ist eine Party, da darf man ruhig was trinken.” Nea warf ihrem Bruder einen vernichtenden Blick zu: “Du solltest doch auf sie aufpassen! Das ist nicht zu fassen!” Kurzerhand schnappte Aranea ihre Schwester an der Hand und zog sie mit sich aus dem Saal. Imogene winkte den Anwesenden noch zu. “Ich kann es nicht glauben! Was hast du bitte alles getrunken? Wieso hast du soviel getrunken? Und warum um alles in der Welt warst du überhaupt auf der Party?”, schimpfte Aranea vor sich hin. Sie war ein wenig enttäuscht, denn Imogene hatte sich bisher nie die Blöße gegeben, sich zu blamieren, dadurch, dass sie zuviel trank! Normalerweise war sie sogar vernünftig genug, sich aus Scorpius’ Feiern rauszuhalten! Gene stolperte hinter Nea her, versuchte einfach nur, mit ihr irgendwie Schritt zu halten. “Es tut mir leid...isch wollte ja nich auf die Barty...zuerst hab ich misch mit einem B..Buch in die Ecke gesetzt”, erklärte sie ihrer Schwester und entzog ihr ihre Hand. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust: “ Scorp wollte misch mit Jason verkuppeln, aber ich kann den Kerl nischt ausstehn...Irgendwann war es mir su blöd und isch hab halt ein bis’sen Feuerwhiskey getrunken..” Okay, das bisschen war wohl ein bisschen mehr gewesen, aber eigentlich war es doch nicht so tragisch. Nea schüttelte den Kopf: “Und sowas von dir! Ich dachte eigentlich, du wärst vernünftig genug...” Sie stieß die Tür zu Imogenes Zimmer auf und schob ihre Schwester hinein. “Du gehst jetzt ins Bett und schläfst deinen Rausch aus, klar? Wenn Mom und Dad dich morgen so sehen, köpfen sie dich!”, meinte Nea dann bestimmt, während sie Imogene aufs Bett drückte. Sie half ihr aus den Klamotten und holte ihr noch ein Glas Wasser. “Tut mir leid”, entschuldigte sich Imogene leise und verkroch sich unter der Decke. Sie hatte nun doch ein schlechtes Gewissen. So hatte sich Aranea die Rückkehr von ihren Großeltern sicher nicht vorgestellt. “Nicht so schlimm. Sieh einfach zu, dass du morgen wieder fit bist...” Imogene lächelte etwas. Wie toll ihre Schwester doch war. Sie konnte sich immer auf sie verlassen. “Nealein? Ich liebe dich. Total”, nuschelte sie leise lächelnd und drückte ihrer Schwester einen Kuss auf den Handrücken, “ich bin froh, dass du wieder da bist.” Das brachte Aranea trotz ihres Ärgers wieder zum Lächeln: “Ich freu mich auch. Und jetzt schlaf gut, wir haben morgen viel zu besprechen.” Mit diesen Worten entschwebte sie dem Zimmer und Imogene schlief so schnell ein, wie noch nie in ihrem Leben.

Samstag, 19. Mai 2012

Kapitel 1 - Unterschiede

Es war ein kühler und vernebelter Morgen. Der letzte Tag im August 2022, brach also außergewöhnlich kühl an. Im Hause Malfoy herrschte bereits seit frühesten Stunden reges Treiben, die Hauselfen waren geschäftig in der Küche und im Speisesaal. Scorpius Malfoy, seines Zeichens Frauenliebhaber und Unruhestifter hochwohlgeboren, feierte seinen siebzehnten Geburtstag an diesem Tag.

Im Moment jedoch, lag er ziemlich breit am Boden seines Zimmers, schnarchte und machte allgemein einen ziemlich zerstörten Eindruck. Seine jüngere Schwester Imogene hockte neben ihm und wartete mit einem amüsierten Grinsen darauf, dass er aufwachte. Sie hatte sich einen Spaß daraus gemacht, sein Gesicht mit Karnevalsfarben zu bemalen und hatte dies auch schon festgehalten. So hatte sie ihn in der Hand, gegen seine Freunde, wenn Scorpius gedachte, sie wegen irgendwelcher Kleinigkeiten auffliegen zu lassen. Das Malfoy-typische blonde Haar fiel über ihre Schulter, während sie sich nach vorne beugte und vorsichtig die Wange ihres Bruders piekste. Vielleicht bekam sie ihn so ja wach. Und tatsächlich, er regte sich und gab ein Brummen von sich, was Imogene dazu veranlasste, leise zu kichern. “Na Bruderherz? Hast du schon in deinen Geburtstag reingefeiert?”, wollte sie grinsend wissen und als er die Augen öffnete und sie anstarrte, richtete sich das Mädchen zu ihrer vollen Größe auf. Ihre Miene nahm einen unschuldigen Ausdruck an: “Was siehst du mich denn so an, lieber Scorpius?” “Du hast doch sicher irgendwas angestellt...was machst du überhaupt in meinem Zimmer?”, fragte ihr Bruder und rappelte sich auf, dann fuhr er sich mit der Hand durch die zerzausten Haare. “Ich war ganz brav. Ich wollte dich eigentlich nur aufwecken. Das Frühstück ist fertig”, teilte Imogene ihm grinsend mit, ja sie verkniff sich sogar ein Lachen. Er sah eben einfach zu komisch aus mit den Malereien im Gesicht. Scheinbar hatte sie ihn wohl zu lange angestarrt, denn Scorpius wandte seinen Blick zum Spiegel und erstarrte dann. Wut zeichnete sich in seinem Gesicht ab und mit eben dieser sah er die junge Malfoy nun an: “Imogene Genevive Malfoy! Was zum Teufel fällt dir ein, du idiotisches Biest?” Mit einer fahrigen Handbewegung tastete er nach seinem Zauberstab und stieß ein Knurren aus, als er diesen nicht finden konnte. Imogene grinste triumphierend und wirbelte besagten Stab zwischen den Fingern. “Tut mir leid, Bruderherz, aber du glaubst ja wohl nicht, dass ich so einfältig bin, dein Gesicht voll zu malen, ohne vorher deinen Zauberstab zu beschlagnahmen?”, kicherte sie leise und drehte sich einmal um ihre eigene Achse. Scorpius Hand bebte vor Zorn. “Gib mir sofort meinen Zauberstab zurück!”, forderte er mit donnernder Stimme, welche die Fünfzehnjährige zusammenzucken ließ. Imogene warf ihrem Bruder einen erbosten Blick zu und verschwand zur Tür, von wo aus sie ihm den Zauberstab zuwarf und dann eilig aus der Schusslinie verschwand.


* Eine halbe Stunde später waren die Malfoys im Speisesaal versammelt. Der lange, marmorne Tisch war prunkvoll gedeckt und doch wirkte es schrecklich fehl am Platz. Die distanzierte Kälte, die im Raum hing, schuf eine Wand aus persönlichem Desinteresse und weckte fast den Anschein, man befände sich auf einer Todesfeier und nicht auf einem Geburtstag. “Sohn”, erklang die etwas überhebliche Stimme von Draco, als er den Tagespropheten beiseite legte. Sein Blick drückte Respekt aus, jedoch nicht mehr. Keine Spur von Zuneigung oder gar elterlicher Liebe. Imogene verabscheute dieses kalte Verhältnis ihrer Familie zueinander. Seit sie gemerkt hatte, wie familiär und herzlich es bei den Potters und Weasleys zuging, wünschte sie sich sehnlichst, dass es auch bei ihnen zumindest annähernd so sein könnte. Aber dies würde wohl auf ewig ein Wunschdenken ihrerseits bleiben. Das Mädchen beobachtete, wie Scorpius aufstand und auf seinen Vater zuging. Dann sah sie weiter zu ihrer Mutter Astoria, welche starr auf ihren Teller blickte, ebenso emotionslos, wie die Stimme Draco’s klang. Doch Imogene hatte den Verdacht, dass dies einen gänzlich eigenen Grund hatte. Ihr war aufgefallen, wie rasch das Verhältnis zwischen ihren Eltern in letzter Zeit abgekühlt war. Und immer öfter stellte sich die junge Malfoy die Frage, ob ihr Vater seine Frau jemals wirklich geliebt hatte oder ob es letztendlich nur eine Zweckehe war. Sie fände beides nicht sonderlich schön, aber bei ersterem bestand zumindest noch etwas Hoffnung. Hoffnung darauf, dass sie irgendwo in den tiefsten Abgründen ihrer Herzen, doch eine Familie waren. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Scorpius sich wieder ihr gegenüber niederließ und ein Schatten von Stolz auf seinem Gesicht zu lesen war. Also schob Imogene ihre ketzerischen Gedanken erstmal zur Seite und blickte ihren Bruder mit einer Mischung aus Neugier und Aufmerksamkeit an. “Was gibt’s denn zum Stolz sein?”, wollte sie wissen und legte ihr zauberhaftes Lächeln auf, dem normalerweise niemand widerstehen konnte. Niemand, außer ihrem Bruder Scorpius. Dieser schenkte ihr einen mitleidigen Blick und zog es erstmal vor, zu schweigen. Das machte Imogene jedoch sauer und sie fing an, ihn unterm Tisch zu treten. “Sags mir, sags mir, sags mir!”, forderte sie ungeduldig und ließ ihn dabei nicht aus den Augen, trat ihn immer weiter. Scorpius zischte und sah sie böse an: “Hör auf damit, Imogene!” “Dann sag mir den Grund!” “Hört auf jetzt!”, hallte die Stimme Draco’s genervt von den Wänden wieder und sofort verstummten die Kinder. Imogene hörte jedoch nicht damit auf, ihren großen Bruder böse anzufunkeln, bis dieser schließlich so genervt davon war, dass er aufgab. Scorpius hob sein rechtes Handgelenk, an welchem eine silberne Uhr baumelte. Auf dem Ziffernblatt war das Familienwappen der Malfoys eingraviert und kleine Diamanten funkelten über jeder Ziffer. Das ist so typisch, dachte Imogene achtlos. Dass ihre Familie immer so protzig sein musste. Sie musste zwar zugeben, dass sie auch schöne Dinge bevorzugte und den Wohlstand genoss. Aber niemals protzte sie damit übermäßig herum. “Schick”, meinte sie trocken und ärgerte sich insgeheim. Dafür hatte sie genervt? “Imogene? Wir wollen heute neue Festumhänge besorgen. Hast du einen bestimmten Wunsch?”, mischte sich Astoria ein, bevor es wieder eskalieren konnte. Die junge Malfoy sah ihre Mutter an und strich durch ihre blonden Haare. Sie haderte mit sich, wusste nicht, ob sie ihren Wunsch aussprechen sollte. Ein unsicherer Blick wanderte zu ihrem Vater, ehe sie sich ihrer Mutter hinbeugte: “Ich würde gern viel lieber ein Kleid haben.” Überrascht sah Astoria sie an: “Ein Kleid? Du hast doch genügend Kleider.” Imogene seufzte leise auf, das hatte sie erwartet. Sie wollte keine weitere Erklärung abgeben. Stattdessen wandte sie sich an ihren Vater: “Darf ich aufstehen?” Draco sah sie durchdringend an und einen Moment lang sah es so aus, als wollte er ihr die Bitte verwehren. Doch letztendlich nickte er nur knapp und erleichtert seufzte Imogene auf, legte ihre Serviette von ihrem Schoß auf den Tisch und erhob sich geräuschlos. Sie nickte ihrer Familie kurz zu und das Flüstern ihrer Schuhsohlen war das einzige Geräusch in dem riesigen Raum.


* Als Imogene die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich gegen diese und atmete tief durch. Am liebsten wollte sie schreien, doch stattdessen biss sie sich so stark auf die Unterlippe, dass diese fast blutete. Sie konnte es kaum erwarten, wieder in Hogwarts zu sein. Ihr Blick wanderte zu ihrer Halskette, an der ein Medallion hing, ebenfalls mit dem Familienwappen. Der Drang, es abzureißen, war fast unwiderstehlich und sie schloss ihre Hand schon um das Schmuckstück, als einer der Hauselfen den Gang entlang kam. Als hätte sie sich die Hand verbrannt, ließ Imogene das Medallion hastig los und lächelte dem Hauselfen zu, als er an ihr vorbeihuschte. Wann hatte sie begonnen, so wütend auf ihre Familie zu sein? Trotz der Distanz zwischen ihnen, liebte sie sie doch. Als sie aus dem Speisesaal das Rücken von Stühlen hörte, stieß die Blonde sich von der Tür ab und beeilte sich, die Eingangshalle zu durchqueren, um in ihr Zimmer zu kommen. Dort angekommen, schloss Imogene direkt die Tür hinter sich und ließ ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Ihr Bett war schwarz, mit silberner Bettwäsche und grünem Baldachin. Ebenso wie der Rest ihres Zimmers, war alles in den Farben Slytherins gehalten. Und auch hier kam die Familienzuteilung nicht zu kurz: Ein riesiges Familienwappen prangte an der Wand gegenüber ihres Bettes. Imogene fühlte sich komplett fehl am Platz. Sie hatte das blonde Haar der Malfoys. Die blauen Augen ihrer Mutter. Doch ihr Herz und ihr Charakter passten nicht ins Muster. Zumindest immer seltener. Vielleicht lag es daran, dass Lily und Rose auf sie abfärbten. Vielleicht aber auch daran, dass sie nicht ständig unter Beobachtung stand und zum Teil der Erziehung ihrer Eltern entfliehen konnte. Kurzentschlossen setzte Imogene sich an ihren Schreibtisch und begann, einen Brief an ihre Freundinnen zu schreiben. Sie musste sich einfach irgendwie abreagieren. *~*~*~* Albus Serverus Potter saß seiner Schwester Lily gegenüber und starrte sie durchdringend an. “Petrificus Totalus”, sagte die rothaarige Potter und hielt angespannt die Luft an. Hatte sie richtig im Kopf? Zu ihrer Freude nickte Albus: “Das war richtig. Tja..ich schätze, du kannst jetzt alle, Lils. Zumindest in der Theorie. Ob es in der Praxis auch klappt, weiß ich natürlich nicht.” Lily jubelte: “Damit wäre es kein Problem mehr, Peterson zu schocken!” “Worum geht es?”, erklang die Stimme von James, der gerade die Küche betrat. Albus warf seiner kleinen Schwester einen warnenden Blick zu, doch diese plapperte gleich drauflos: “Al hat mir ein paar Sprüche gesagt, mit denen ich mich gegen Peterson wehren kann. Du weißt schon, dieser blonde Typ aus Hufflepuff.” James warf zuerst seiner Schwester, dann seinem Bruder einen Blick zu: “Ist das euer Ernst? Das ist doch Kinderkram.” Lily warf erbost ihre Haare zurück und funkelte ihren ältesten Bruder an: “Soll ich mir das etwa gefallen lassen, James?” Einen Moment lang sah James seine Schwester todernst an- dann fing er an zu grinsen: “Aber natürlich nicht, Schwesterchen. Ich zeig dir etwas viel besseres als Zaubersprüche.” “James-”, fing Al an, doch sein Bruder schnitt ihm das Wort ab, in dem er die Hand hob. “Vergiss es, Albus. Jetzt wo ich nicht mehr mit euch in der Schule bin, um auf euch aufzupassen, müsst ihr euch selbst verteidigen können”, erklärte James seinen Geschwistern und ignorierte die protestierende Miene von Albus. Dann schnappte er seine Schwester an der Hand und zog sie aus der Küche. Albus seufzte auf und schüttelte den Kopf. James hatte schon immer Begabung für Blödsinn gehabt und nach und nach färbte das auch auf ihn und Lily ab. Das war wirklich zum Haareraufen.

Die Tür ging ein weiteres Mal auf und seine Cousine Dominique kam in die Küche, gefolgt von Hugo, Rose und Roxanne. Die vier sahen aus, als wären sie durch den Fleischwolf gejagt worden und besorgt sprang Al auf. “Was ist euch denn passiert?”, fragte er und musterte seine Cousinen und seinen Cousin. Roxie warf ein paar Stückchen Holz auf den Tisch und sah Albus düster an: “DAS ist passiert. Wir haben gegen ein paar Leute Quidditch gespielt und einer von ihnen fand es wohl lustig, uns komplett fertig zu machen! Mein Besen ist total im Eimer und Hugo’s hat auch einiges abbekommen. Rose hatte ein verstauchtes Handgelenk, Domi konnte es aber richten.” Fassungslos starrte Albus Roxie an und schüttelte dann den Kopf: “Ihr legt euch aber auch mit allen an.” Nun war es Dominique, die sich einmischte: “Das war keine Absicht! Wir ‘aben sie schon länger spielen se’en und ‘aben sie nur herausgefordert, weil es uns langweilig war, immer gegen die Familie zu spielen.” In einer grazilen Bewegung, wie sie nur eine Veela ausführen konnte, ließ sie sich auf einen Stuhl sinken. Ihr langes, rötlich-blondes Haar ergoss sich in Wellen über ihren Rücken. Mit einem einfachen Fingerschnippen flogen ihr Nagelfeile und Nagellack zu und mithilfe von Magie ließ sie sich maniküren. Rose holte sich ein Glas Wasser, welches sie in einem Zug leerte und ihre braunen Augen verengten sich zu Schlitzen: “Ich habe euch doch schon vorher gesagt, dass das keine gute Idee ist. Und ich habe euch auch gesagt, dass ich nicht gut im Quidditch bin.” “Dir gibt doch niemand die Schuld, Schwesterchen”, versuchte Hugo sie zu beruhigen und lächelte leicht. Als Ruhepol der Familie gelang ihm das natürlich auch gleich. “Na schön...ich werde dann mal duschen gehen”, meinte Rose und mit einem kurzen Nicken verschwand sie nach oben. “Hättet ihr Lily, James oder mich gefragt, hättet ihr gewonnen”, gab Albus mit einem Grinsen und rappelte sich auf, “wir sind schließlich alle im Quidditch-Team.” Dominique’s glockenhelles Lachen füllte den Raum. “Ja, natürlisch. Aber Roxie und ‘Ugo sind ebenfalls im Team”, meinte sie grinsend und verscheuchte die Nagelpflegedinge. “Es wäre besser gelaufen, wenn die anderen fair gespielt hätten”, erklärte Roxie seufzend und starrte einen Moment lang aus dem Fenster. Schließlich sprang sie auf und wirbelte zu den andren herum: “Das werden sie noch büßen! Aber jetzt gehe ich erstmal zu Dad. Wir sehen uns beim Abendessen!” Damit entschwand auch sie. Zurück blieben nur noch Hugo, Domi und Al und ein angenehmes Schweigen breitete sich aus.

Mit einem Lächeln beobachtete Albus die anderen. Manchmal war es anstrengend, in so einer großen Familie zu leben, aber er wollte keinen von ihnen hergeben. Niemals. “Al..hey, Al”, drang die Stimme Hugos an sein Ohr und der Schwarzhaarige tauchte blinzelnd aus seinen Gedanken auf. “Was gibts?”, wollte er wissen und Hugo grinste. “Du träumst vor dich hin”, erklärte der Jüngere, “ist ein Mädchen im Spiel?” Mit großen Augen sah Albus ihn an: “Quatsch. Ich habe gerade dran gedacht, wie cool es ist, so eine Familie wie unsere zu haben.”

Und er wusste nicht, wie sehr jemand anderes sich das auch wünschte...

Prolog

>>Wir Malfoys tragen das Erbe reinen Blutes in uns. Wir stehen über den Dingen.<<


Imogene Genevive Malfoy war ein Mädchen von zarten fünfzehn Jahren. Sie trug den Namen Malfoy die ersten dreizehn Jahre ihres Lebens voller Stolz und wurde diesem sogar gerecht. Zusammen mit ihrem älteren Bruder Scorpius gehörte sie zu den Unruhestiftern Nummer eins in Hogwarts.

Schon von Kindesbeinen an, wurde der Malfoy- Tochter eingeprägt, sich von den Potters und den Weasleys fernzuhalten. Brav hatte sie sich daran gehalten, obwohl sie sich insgeheim gern mit ihnen angefreundet hätte. Besonders Rose und Lily waren ihr sympatisch.
So hatte sie im vierten Schuljahr angefangen, sich ihnen anzunähern. Sie hatte angefangen, sich zu verändern.


Rose und Lily wurden ihre besten Freundinnen- jedoch nur, solange Scorpius nicht in der Nähe war. Denn vor ihrer Familie wahrte sie weiterhin den Schein.
Und dann kam alles noch schlimmer- durch den Kontakt zu den beiden Mädchen, lernte sie auch Albus näher kennen...verliebte sich in ihn.
Doch die Worte ihrer Eltern klangen immer wieder in ihren Ohren und ihr war klar, dass es für ihn und sie keine Zukunft gab.

Freitag, 18. Mai 2012

Die Hauptcharaktere

Imogene Genevive Malfoy
Unschuldige blaue Augen blicken zu dir auf..doch täusche dich nicht.. Zarte, kleine Imogene Malfoy. Du unterscheidest dich so sehr von deiner Familie und trägst den Namen Malfoy mehr zum Schein. In dir steckt ein gutherziges Wesen, welches du sorgsam versteckst. Ausgerechnet in einen Potter verliebst du dich...

Albus Serverus Potter
Niemand hätte gedacht, dass man sich um dich so sorgen müsste... Albus, du bist der Potter, der nach Ravenclaw gesteckt wurde. Dein Köpfchen ist hell, doch in deiner Seele wird ein schwarzer Fleck immer größer. Du versuchst deine kleine Schwester vor den Malfoys zu beschützen..merkst dabei jedoch nicht, dass viel mehr Aufmerksamkeit dir selbst gilt..

Scorpius Hyperion Malfoy
Ein Malfoy wie er im Buche steht. Du machst deiner Familie alle Ehre. Scorpius, du bist eingebildet und selbstsüchtig, doch deine Familie bedeutet dir viel. Auch wenn du deine Schwester kalt behandelst, würdest du für sie töten. Deine Chance sie zu beschützen wird kommen, doch beschütze sie nicht vor dem Falschen...

Aranea Leonore Malfoy
Papas kleines Mädchen. Tust alles um ihm zu gefallen.
Aranea, du stehst deinem Vater nah und willst, dass es so bleibt. Doch für deine Schwester tust du auch alles was du kannst. Du liebst sie sehr, so wie sie dich und meistens seid ihr wie Pech und Schwefel.
Deine Liebe gilt einem der Weasleys, doch du weißt nicht, wie du es ihm gestehen sollst...